Die Sicherheit von Sensiplan...

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Christian
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von Christian »

Korrekt, nur Temperatur.
Damit wäre es doch eigentlich überhaupt nicht mit symptothermalen Methoden vergleichbar
Sie vergleichen sich mit "natürlichen Familienplanungsmethoden" und da sie einen PI von 25 erwähnen, offenbar der Kalendermethode. Äpfel und Birnen.
Ich wende da auch gerne meine allseitige Kritik vom Ava nochmal an: Hat die Anwenderin überhaupt keine Ahnung, wie ihr Zyklus ausgewertet wird, befasst sie sich auch nicht mit ihren Störfaktoren. Darauf kann doch eine App überhaupt nicht adäquat reagieren. :think:
Vollkommen richtig und das große Problem aller Zyklus-Apps, die der Anwenderin das Denken abnehmen wollen: Es funktioniert in der Praxis nicht, siehe Gebrauchssicherheit :crazy:

Was Gutes hat es aber: Je mehr Werbung für hormonfreie Methoden, desto mehr Auswahl, desto weniger scheint die Pille die einzige Option. Das muss man denen lassen.
iSprung
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von iSprung »

Christian hat geschrieben: Die Gebrauchssicherheit liegt allerdings bei 7, siehe NaturalCycles Website. Eine derart krasse Diskrepanz zwischen Methodensicherheit und Gebrauchssicherheit deutet darauf hin, dass das Produkt zu kompliziert ist bzw. falsche Erwartungen geweckt werden oder irgendwas "falsch" erklärt wird. Offenbar können vielen damit nicht sicher genug verhüten. Bei Sensiplan liegt die Gebrauchssicherheit bei 1,8.
Ich glaube, das wurde in der Studie ein bisschen auseinandergefriemelt und dann damit begründet, dass die compliance recht stark ans Alter und damit wahrscheinlich auch an die grundlegende Verhütungsmotivation gekoppelt gewesen sei. Insbesondere sei die Gebrauchssicherheit aufgeschlüsselt nach dem Verhütungsverhalten quasi identisch mit den Ergebnissen aus der Sensiplan-Studie gewesen. Ich hoffe, ich hab's noch richtig im Kopf, es ist etwas her, dass ich dort quergelesen habe. Aber das war doch bei der Studie zu Sensiplan jedenfalls auch so: Wenn die Frauen auch in der fruchtbaren Zeit ungeschützten GV hatten, war die Rate unbeabsichtigter Schwangerschaften wesentlich höher und auch bei sieben Prozent, glaube ich. Ist die Gebrauchssicherheit von Sensiplan über das gesamte Kollektiv gemittelt gewesen oder wurde da auch diskriminiert zwischen Zyklen, in denen konsequent verhütet wurde und jenen, in denen das nicht so war?

Jedenfalls ist doch bei jeder Verhütungsmethode die Frage: Welcher Anteil der unbeabsichtigten Schwangerschaften durch Regelmissachtung geht auf die durchschnittliche Motivation des Kollektivs zurück, es mit den Regeln wniger genau zu nehmen, welcher auf unbeabsichtigte Fehler, was davon waren unbeabsichtigte Fehler, die entstanden, weil den Frauen das Bewusstsein für die Prinzipien symptothermaler Methoden und ihren eigenen Zyklus gefehlt hat oder sie ein falsches Bild von den Zusammenhängen hatten? Da kommt man echt vom Hundersten ins Tausendste, wenn man das exakt aufdröseln will. Und das sage ich jetzt nicht, um Deinen Kommentar zu bagatellisieren oder so, Du hast nämlich recht mit dem, was Du sagst. Aber es ist halt auch schwierig, das ordentlich differenziert aufzuarbeiten alles mal. Keine Ahnung ... Kritisch beäugt gehört die Diskrepanz zwischen Methodensicherheit und Gebrauchssicherheit selbstverständlich.

PI von 25: Den haben sie wahrscheinlich aus einer der Studien von J. Trussell. Und ja, da wurde unter den fertility awareness based methods augenscheinlich alles zusammengefasst, was nichts mit Hormonen zu tun hat und irgendwie implementiert, dass es ein fertiles Fenster gibt. Also auch Kalendermethode, Fruchtbarkeits-Kettchen etc.
_Mirjam_
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von _Mirjam_ »

Christian hat geschrieben: Was Gutes hat es aber: Je mehr Werbung für hormonfreie Methoden, desto mehr Auswahl, desto weniger scheint die Pille die einzige Option. Das muss man denen lassen.
Halb und halb... Natürlich ist das erstmal nicht schlecht, mehr Alternativen zu haben. Als problematisch sehe ich es aber dann an, wenn dadurch mehr Frauen ungeplant schwanger werden und es wiedermal auf die "Natürliche Verhütung" per se geschoben wird. Dass da qualitativ weiterhin kaum unterschieden wird, ändert sich dadurch nicht. Im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl, die Verwirrung darüber, was nun was ist, nimmt mittlerweile eher zu als ab.
Verhütend im 100. Zyklus unterwegs :thumbup:

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iSprung
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von iSprung »

Ich bin bei diesem Thema immer so zwiegespalten ... Einerseits ist es immer so ein bisschen "yay, eine neue Alternative zu hormoneller Verhütung für Frauen, die damit vielleicht noch nicht in Berührung gekommen sind" - aber andererseits kapiere ich auch einfach nicht, warum dann so wenige Frauen den letzten Schritt machen und das Zepter einfach selbst in die Hand nehmen. Also sich einfach mal hinsetzen, die Grundlagen lernen und autark werden. Das schaut dann für mich immer so ein wenig aus wie ... halbherzige Emanzipation. Man sagt sich von hormoneller Verhütung los, aber dann auch wieder nicht so richtig, weil man sich gleich wieder die Verantwortung für die Verhütung abnehmen lässt, geil.
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Christian
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von Christian »

iSprung hat geschrieben:Ich glaube, das wurde in der Studie ein bisschen auseinandergefriemelt und dann damit begründet, dass die compliance recht stark ans Alter und damit wahrscheinlich auch an die grundlegende Verhütungsmotivation gekoppelt gewesen sei. Insbesondere sei die Gebrauchssicherheit aufgeschlüsselt nach dem Verhütungsverhalten quasi identisch mit den Ergebnissen aus der Sensiplan-Studie gewesen.
Oh, mein Fehler. Ich hab bisher nur die Texte auf der Website gelesen. Die Studie ist nur mit Zugang einsehbar.

Du hast Recht. Bei Sensiplan wird in der Regel die Gebrauchssicherheit angegeben, wenn das Paar Kondome in der fruchtbaren Zeit verwendet oder enthaltsam ist. Ungeschützter Sex während der fruchtbaren Zeit kommt auch auf über 7%.
Da kommt man echt vom Hundersten ins Tausendste, wenn man das exakt aufdröseln will. Und das sage ich jetzt nicht, um Deinen Kommentar zu bagatellisieren oder so, Du hast nämlich recht mit dem, was Du sagst. Aber es ist halt auch schwierig, das ordentlich differenziert aufzuarbeiten alles mal. Keine Ahnung ... Kritisch beäugt gehört die Diskrepanz zwischen Methodensicherheit und Gebrauchssicherheit selbstverständlich.
Vollkommen richtig. Der Hauptunterschied ist, was durch die App/Methode suggeriert wird. "Verlass dich auf mich" oder "denk mit". Übrigens auch ein Problem der automatischen Auswertung von myNFP. Aus meiner Sicht wird überall deutlich gemacht: Das ist nur eine unterstützende Maßnahme. Dadurch, dass die Zykluskurven oft nicht auswertbar sind und in der Regel gar keine unfruchtbare Zeit anzeigen, wenn man irgendwelche sinnlosen Daten eingibt, gibt es hier so eine Art Selbstschutz. Dennoch ist das ein Problem, was die AG NFP mit myNFP hat: Die automatische Auswertung ist vorhanden und suggeriert eben u. U., dass man sich darauf verlassen kann. Die Gebrauchssicherheit von NFP bei der Anwendung mit myNFP ist nie untersucht worden. Ich darf sagen: myNFP wertet nach dem Regelwerk von Sensiplan aus. Ich darf nicht sagen: "...und erzielt eine Gebrauchssicherheit von 1,8".
Mulan hat geschrieben:Als problematisch sehe ich es aber dann an, wenn dadurch mehr Frauen ungeplant schwanger werden und es wiedermal auf die "Natürliche Verhütung" per se geschoben wird. Dass da qualitativ weiterhin kaum unterschieden wird, ändert sich dadurch nicht. Im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl, die Verwirrung darüber, was nun was ist, nimmt mittlerweile eher zu als ab.
Guter Punkt :problem:
iSprung
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von iSprung »

Christian hat geschrieben:Oh, mein Fehler. Ich hab bisher nur die Texte auf der Website gelesen. Die Studie ist nur mit Zugang einsehbar.
Eh, ich meine, dass ich sie vor Kurzem von zuhause aus gelesen habe. Aber jetzt sind sie nicht mehr öffentlich zugänglich, tatsächlich ... Ich schaue morgen nochmal, ob ich über die Uni darauf zugreifen kann.
Christian hat geschrieben:Der Hauptunterschied ist, was durch die App/Methode suggeriert wird. "Verlass dich auf mich" oder "denk mit". Übrigens auch ein Problem der automatischen Auswertung von myNFP. [...] Die automatische Auswertung ist vorhanden und suggeriert eben u. U., dass man sich darauf verlassen kann.
Ja. Das ("Verlass Dich auf mich!") ist genau das, was auch in meinen Augen bei so vielen der App-Angebote und ähnlichem Kram für natürliche Familienplanung mitklingt, das finde ich schrecklich. Bin bis jetzt noch nicht dahinter gekommen, was genau dieses Outsourcen der Verantwortung bei nfp scheinbar so attraktiv/marktfähig macht.
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Caroca
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Re: Die Sicherheit von Sensiplan...

Beitrag von Caroca »

iSprung hat geschrieben:Bin bis jetzt noch nicht dahinter gekommen, was genau dieses Outsourcen der Verantwortung bei nfp scheinbar so attraktiv/marktfähig macht.
Ich denke das ist eben dieser "Du musst dich um nichts weiter kümmern"-Aspekt der Pille/NuvaRing/... Nimm jeden Tag eine kleine Tablette und der Rest ist erledigt = Muss jeden Morgen deine Temperatur/Trage Nachts dieses Armband/... und der Rest ist erledigt.

Ich glaube wirklich, dass viele sich gar nicht mit irgendwelchen physiologischen Grundlagen auseinander setzen wollen, weil keine Zeit/zu Kompliziert/schlecht in Bio/... Was weiß ich. Gibt bestimmt diverse Gründe. Vielleicht vertrauen die Frauen auch eher einem Black Box Modell als sich selbst. Ich weiß es nicht. Aber wenn man eine Umfrage machen würde ob die Anwenderinnen der Pille wüssten wie sie funktioniert... Bin mir sicher mehr als 10% wüssten das auch nicht.
Glücklich zu Viert seit 03/20 -- unvergessen ⭐️ in 05/16 (7SSW) und 07/18 (4SSW)
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