!Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Chillen nach Stillen oder warum ein Hausgecko ein Segen wäre...
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Fredi
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!Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Beitrag von Fredi »

Hallo ihr Lieben,

vor einigen Monaten ist der Mann einer (jungen) Kollegin von mir verstorben. Ich kenne die Kollegin nur recht flüchtig und bin aber nächste Woche mit ihr zum Essen verabredet. Ich habe Angst, falsche Dinge zu sagen und in Fettnäpchen zu treten, die ich vermeiden könnte. Ich habe das Gefühl, mich irgendwie "vorbereiten" zu müssen.

Kurz zum Hintergrund: Der Mann hatte eine schlimme Krankheit, sie aber (eigentlich) besiegt. Sie waren kurz zuvor (drei Wochen oder so vorher :cry: ) in ihr Haus gezogen, das sie lange gesucht haben und haben gedacht, dass sie dort ihr neues, gesundes Leben beginnen. Kurz darauf ist er plötzlich verstorben und sie fiel aus allen Wolken. :crazy: Erfahren habe ich es von ihr direkt über das interne Messanging-System, das wir an der Arbeit benutzen und sie hat auch sehr klar geschrieben, wie es ihr geht. Ich war ziemlich geschockt und ich hoffe, ich habe damals den richtigen Ton getroffen.

Habt ihr vielleicht Tipps für mich? Soll ich fragen, wie es alles läuft, ob sie noch in dem neuen Haus wohnt etc. Was sollte ich auf jeden Fall vermeiden?

Danke euch :flower:
👧 (87, SD-UF, IR, Endo) & 🙋‍♂️ (84) & 🦔♥️ (02/23, 2. IVF)
Dornröschen
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Re: !Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Beitrag von Dornröschen »

Hallo liebe Fredi,

ich kann dir vermutlich nur bedingt weiterhelfen, weil es bei mir eine ganz andere Baustelle war/ist, aber ich war auch oft in der Situation, dass andere Menschen nicht wussten wie sie mit mir umgehen sollten nach meiner Krebserkrankung.

Mir ging es immer so, dass ich, wenn ich schon so weit war mich mit jemandem zu treffen, bereits darauf vorbereitet war dass Fragen kommen würden und ich konnte und wollte in Ruhe darüber sprechen. Ich war sogar meinerseits vorsichtig, was die andere Person aushalten konnte und ob es sie überhaupt interessiert hat von meiner Krankheit zu hören.

Deiner Kollegin wird klar sein, dass du keine Therapeutin bist und sie wird von dir nicht erwarten, dass du super Tipps für ihre Situation hast. Ein offenes Ohr, ehrliches Interesse und Mitgefühl (nicht Mitleid!) sind der Hauptgewinn.

Vielleicht noch als Tipp, der mir gerade einfällt: ziehe keine Vergleiche. Also (um beim Krebs-Beispiel zu bleiben) nicht auf ihre Schilderungen hin sagen „ah ja, ich kenne einen, der hatte dasselbe wie du und der ist tot.“ (Habe ich wirklich so zu hören bekommen 🙈)
Ihre Situation ist für sie vermutlich erstmal einzigartig und als selbst Nicht-Betroffene kann man das Gefühlsspektrum und alle Auswirkungen, die die spezifische Situation hat, meist nicht ganz erfassen.

Was mir auch immer sehr gut getan hat, war, wenn die andere Person offen und ehrlich gesagt hat „Es tut mir so leid und ich weiß gar nicht was ich sagen soll“. Also du könntest es offen ansprechen, dass du gerne zuhörst, aber unsicher bist und sie vielleicht direkt fragen, wo ihre Grenzen liegen. Es geht ja jeder anders mit so einem Schicksalsschlag um. Vielleicht möchte sie auch gar nicht darüber sprechen und sich schön ablenken an diesem Abend 😊

Dass du dir extra die Mühe machst hier zu fragen und dir so viele Gedanken darum machst, zeigt ja schon, dass du eine umsichtige und feinfühlige Person bist. Damit kann gar nix mehr schief gehen :flower:
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Kiliki
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Re: !Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Beitrag von Kiliki »

Hallo Fredi,

wenn sie dir über das Messaging-System geschrieben hat, und ihr jetzt zum Essen verabredet seid, hast du garantiert den richtigen Ton getroffen, sonst wärt ihr es jetzt nicht!

Ich glaube, ich fände es wichtig, dass du es einfach nochmal ansprichst, dass es dir leid tut. Und/oder wenn sie es anspricht, den Raum dafür zu geben. Nach dem Tod meiner Schwester hatte ich Freunde/Bekannte, die mir zwar eine Karte geschrieben haben, aber es danach nie wieder angesprochen haben (das war für mich gleichbedeutend mit so zu tun als wäre es nicht passiert) und das hat mir unglaublich weh getan.

Der Tipp mit dem Vergleichen ist auch sehr wertvoll! Vergleiche zu ziehen, gerade in dieser Situation, ist nicht gut, vor allem nicht, wenn es um den Tod deines Opas/Haustieres geht (habe ich alles zu hören bekommen). Und auch nicht "das positive in der Situation finden", also sowas sagen wie "wenigstens hast du noch..." oder ähnliches.

Und insgesamt wirst du ja merken, ob sie darüber sprechen will, oder wie Dornröschen sagt, sich einfach mal komplett ablenken will.

Und die Frage, ob sie noch in dem Haus wohnt, ist nicht unangebracht, finde ich. Das ist eine offene Frage, die zeigt, dass du an der Antwort Interesse hat, sie das aber auch gut abblocken kann, wenn sie nicht drüber sprechen will.

Einen schönen Abend :flower:
Nach 2,5 Jahren Hibbelzeit, 4 ICSIs und nur 34 SSW halte ich mein Baby endlich im Arm :love:

https://www.mynfp.de/zyklus/freigabe/Gw ... 9WBLPj6Nak
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Fredi
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Registriert: Freitag 20. Dezember 2019, 18:34

Re: !Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Beitrag von Fredi »

Danke euch beiden!! 🧡
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Frenzi
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Re: !Trigger! Gespräch mit Kollegin, deren Mann kürzlich verstorben ist

Beitrag von Frenzi »

Hei Fredi,

Als Krankenschwester war ich berufsbedingt auch schon in der Situation mit Angehörigen von (jung) verstorbenen Menschen zu sprechen.
Ich kann dir aber eigentlich nicht mehr so viele neue Tipps geben, da ich finde, dass Kiliki und Dornröschen schon super hilfreiches geschrieben haben. :thumbup:

Auch ich finde es immer sehr hilfreich meine eigenen Gedanken und Gefühle offen anzusprechen. Das gibt einem selbst ja auch etwas Sicherheit sich nicht komplett daneben zu benehmen. Also dass du etwas Angst hast dich in ihren Augen falsch zu verhalten und sie dir auch gerne sagen darf, wenn es für sie unangenehm wird oder sie eine Frage nicht beantworten mag.

Außerdem sind offene Fragen (sollte es tatsächlich dazu kommen, dass es etwas holprig wird im Gespräch), natürlich immer besser als geschlossene.
Das mit dem Haus finde ich auch gut. :thumbup:
Falls du das Gefühl hast von den Themen Krankheit und Tod nicht so richtig weg zu kommen bzw. es dir vielleicht auch zu viel wird, könntest du sie auch fragen, wie sie ihren Mann kennengelernt hat und was für ein Mensch er so war. Da kann sie dann zum einen ein paar Erinnerungen wieder aufleben lassen und ihr findet eventuell einfacher wieder eine Überleitung in ein anderes Gesprächsthema 😊

No-Go's sind wie schon erwähnt Vergleiche und Sätze wie "alles wird gut" , "das wird schon wieder" etc.
Auch nicht toll sind Aussagen wie "ohje, das kann ich verstehen". Es kann nämlich niemand verstehen, wie eine solche Situation ist, der sie nicht selbst erlebt hat. :nono:

Aber das bekommst du ganz bestimmt super hin, auch wenn es nicht 100% perfekt läuft. Das tut es bei so schwierigen Themen eigentlich nie, da jeder anders trauert und du nicht wissen kannst, was für sie ok ist und was nicht.
Aber das erwartet sie ganz sicher auch nicht. Wichtig für sie wird hauptsächlich sein zu merken, dass du zuhörst und das Thema nicht versuchst zu umgehen. :flower:
Glücklich mit K. seit Januar 2020 👣

Geschwisterwunsch im +/- 35. Zyklus... :yawn:
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