Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Chillen nach Stillen oder warum ein Hausgecko ein Segen wäre...
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Libby
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Re: Mein Freund

Beitrag von Libby »

idlewild hat geschrieben:Und ich wette ihr habt alle schon mal sowas gesehen und die wenigsten haben die Polizei gerufen.. Ich wär echt beeindruckt wenn ich mich hier irren würde aber den Moralapostel im Forum spielen ist wirklich einfach :-(
Mein Partner und ich haben sowas schon mal gesehen, aber die Polizei gerufen haben wir nicht. Weil das mit wildfremden Menschen in der Öffentlichkeit einfach nicht umsetzbar ist.
Aber wir haben die Frau lautstark angesprochen, dass das so wohl nicht geht (sie hat ihr Kind angeschrien, fest am Handgelenk gehalten und wild geschüttelt. Es sah schon so aus, als würde sie ihm gleich eine schallern, die andere Hand war schon erhoben). Sie war dann wenigstens peinlich berührt und hat sofort aufgehört. Aber man steckt auch nicht drin, kennt das Leben dieser Menschen nicht und weiß auch nicht, in welcher Situation sich diese Frau gerade befunden hat.
Nicht dass ich sowas jetzt verteidigen möchte, aber verurteilt hat man schnell jemanden.
So, jetzt ist aber Schluss von meiner Seite. ;)
idlewild

Re: Mein Freund

Beitrag von idlewild »

Sehe ich auch so.. Man weiß nicht was da vorgeht.. Wenigstens bei so Situationen wo der Erwachsene einfach ausrastet und sich nicht mehr kontrolliert.. Ich hab meine neulich auch angebrüllt und mich danach schrecklich gefühlt, sie um Entschuldigung gebeten und alleine als sie schlief ziemlich heftig geheult.. Ich hatte mich da nicht unter Kontrolle.. Ich würde zu 99% sicher sagen ich würde sie nie schlagen aber ich würde mein Leben nicht darauf verwetten.. Manchmal tut man Dinge in stresssituationen die man einfach nur verurteilt..

Hier geht es aber nicht um solche ausraster und kontrollverluste.. Hier ist der klapser auf den Mund und hinter die Ohren eine erziehungsmethode.. Das ist natürlich nicht doll.. Aber ich fühle mich wenn ich sowas sehe total schlecht.. Ein erwachsener entscheidet in komplett ruhigen Zustand sein Kind zu hauen weil er glaubt es wäre das beste.. Ja.. Es tut vielleicht nicht so doll weh aber was würde derjenige sagen wenn ich ihm so auf den Mund Klapsen würde vor allen anderen? Für mich ist das eine Entwürdigung..

Bei fremden sage ich nichts.. Zu bekannten sagen wir schon dass wir glauben dass das nicht der richtige Weg ist.. Peinlich berührt war hier noch nie jemand..
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KleinBoms
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Re: Mein Freund

Beitrag von KleinBoms »

Libby hat geschrieben:
KleinBoms hat geschrieben:
idlewild hat geschrieben:Was soll ich denn machen wenn eine Frau ihrem Sohn eine klebt vor mir?
Eigentlich ist es recht einfach: Die Polizei rufen! Es handelt sich um eine Straftat, zumindest in Deutschland. Die sind dann dafür zuständig, die Anzeige aufzunehmen und auch das Jugendamt zu informieren.
Und bis die Polizei kommt soll man eine vermutlich wildfremde Person solange auf der Straße oder sonstwo festhalten? "Bitte warten Sie mit mir bis die Polizei da ist, ich habe Sie gerade gemeldet und möchte Sie anzeigen". Das ist sehr gut gemeint, aber in den meisten Fällen nicht wirklich umsetzbar.
Wenn man nicht weiß, was man tun soll, aber weiß, dass etwas definitiv verboten ist, sollte man die Polizei rufen. In Bezug auf Kinder ist das immerhin eine Körperverletzung, die auch geahndet wird und nicht "nur" einfach nicht schön. Das hat für mich auch nichts mit Moralapostel sein zu tun, sondern ist einfach der richtige Weg, wenn man sich sonst nicht zu helfen weiß und die Person auch nachdem man sie angesprochen hat, nichts einsieht. Jedenfalls sehr viel besser als zu sagen "Tja, bestimmt blöd für das Kind, dass es von der Mutter geschlagen wird aber was soll ich machen...". Es geht ja schon allein um das Zeichen, dass die Mutter merkt, oh, jemand ruft die Polizei, vielleicht bin ich wirklich zu weit gegangen. Aber klar, hingehen und einschreiten ist natürlich auch erstmal absolut richtig, wenn man es sich zutraut.

Ich höre jetzt aber auch auf!
...Glücklich mit Spucki seit dem 10.02.2016...
idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

also es ist sehr einfach zu sagen das man was tun würde, wenn man nicht in der Situation war und ich frage mich auch echt wieso ich hier die böse bin? Ich schlage meine Kinder nicht! Vielleicht sollte man eher sehen wie man bessere aufklärungsarbeit leistet um Eltern aufzuklären, ich wette zum Beispiel viele Eltern wissen garnicht das ein Klaps gegen das Gesetz verstößt.. Ich habe übrigens geguckt.. Hier in Spanien wurde das gesetzt das das verbietet erst 2007 überhaupt eingeführt.. Vielleicht kann man sich wenn man glaubt dass das seine Aufgabe ist an Kampagnen gegen sowas beteiligen.. Die wirklich schlimme Gewalt gegen Kinder wird sowieso hinter verschlossenen Türen statt finden und das ist nicht die überforderte Mutter der die Hand ausrutscht..
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Amelie_Poulain
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von Amelie_Poulain »

es hat hier keiner gesagt das du die böse bist oder deine Kinder schlägst :flower: , ich versuche eher dich zu ermutigen etwas zu sagen, wenn du siehst, dass in der Öffentlichkeit ein Kind geschlagen wird. Da siehst du es und kannst handeln, was hinter der Tür passiert siehst du nicht und da ist man machtlos
Ich weiss nicht wieso man sich das nicht traut oder wovor man Angst hat, wenn man etwas sagt.
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iSprung
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von iSprung »

Amelie_Poulain hat geschrieben:Ich weiss nicht wieso man sich das nicht traut oder wovor man Angst hat, wenn man etwas sagt.
Ich habe den Thread hier jetzt nicht genau mitverfolgt und so, aber a) scheinst Du Dich wohl noch nicht in einer solchen Situation befunden zu haben, sodass es extrem leicht ist, zu sagen, dass man nicht nachvollziehen kann, warum Leute da nichts sagen und b) Verantwortungsdiffusion. Gerade in der Öffentlichkeit geht es nicht unbedingt nur darum, sich zu trauen, einzuschreiten, es gibt halt noch andere Gründe, warum die Leute dann oft einfach dabeistehen und nichts machen.
idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

Hmm.. Ich muss sagen mir würde das nach wie vor schwer fallen.. Eine Freundin klappst ihrem Sohn auf den Mund wenn er beißt.. Es ist ein leichter Klaps aber ich find es scheisse.. Ich sag ihr das auch.. Aber sie empfindet das als etwas was mich nichts angeht und das er sie ja auch gebissen hat.. Wenn ich sage dass er das garnicht versteht (ist keine 2 Jahre alt) lacht sie nur und sagt.. Und ob er das versteht.. Naja.. Aber mehr als was sagen kann ich nicht.. Wegen so einem Klaps wird kein Polizist hier in Spanien was aufnehmen.. Was ich auch schlimm finde ist der Druck mit dem Essen.. Die Kinder dürfen nicht vom Tisch aufstehen und wenn sie keine angemessene Menge gegessen haben, wird ihnen der Kuchen vorgegessen um sie extra noch zu erinnern dass sie keinen bekommen.. Und sie sagen Dinge wie.. Die Tante so und so.. Ist total enttäuscht dass du so schlecht isst.. Das ist doch schlimm.. Ich esse auch nicht immer alles.. Ich hab mich dann schonmal total bemüht ohne Druck und mit viel Geduld das Kind zum Essen zu bekommen damit es einfach einen cupcake essen durfte.. Danach hieß es zu mir.. Siehst du? Der Druck funktioniert.. Eh.. Hallo??
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saksalainen
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von saksalainen »

idlewild, du lebst also in Spanien? Deine Bekannten sind demnach Spanier?
Bist du in Spanien aufgewachsen?
Ich muss sagen, ich denke, das ist auch noch mal ein Punkt, der die Reaktion beeinflusst - ich meine, es ist einfach ein anderes Umfeld. Das kann jemand, der in D lebt vllt auch nicht so ganz nachvollziehen.

Also ich habe insgesamt 3 Ohrfeigen kassiert - aber damals war ich schon älter, im Teenageralter. Und ich nehme zwei davon meinem Vater auch wirklich verdammt übel - wir haben inzwischen keinen Kontakt mehr. Trotzdem muss ich auch sagen, dass ich auch denke, dass man unterscheiden muss zwischen einer Überreaktion der Situation heraus und der bewussten Entscheidung zu solchen Erziehungsmethoden.
So Dinge, wie den Kindern den Kuchen dann vorzuessen etc. finde ich fast krasser. Da gibt es definitiv bessere Erziehungsmethoden - das ist echt psychisch starker Druck auf so ein Kind.
Gewalt gegen Kinder - natürlich ist das moralisch verwerflich und ich würde mir wünschen, dass ich in der Öffentlichkeit den Mut hätte, etwas zu sagen. Aber ich weiß es nicht - es gibt ja immer viele Faktoren, die die Reaktion beeinflussen. Wie idlewild selbst sagt, manchmal tut man leider Dinge, die man hinterher bereut - und seien es Worte, die man zu jemandem gesagt hat.
Ich denke, man kann ein besserer Elternteil sei, obwohl einem mal die Hand ausgerutscht ist, als ein Elternteil der seine Kinder niemals geschlagen hat. So und damit will ich keinesfalls Gewalt gegen Kinder herunterspielen o.ä.!
Bild, hormonfrei seit 19.5.2015 :)
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D_
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von D_ »

Ich selbst war 2x in der Situation, mieseste verbale Gewalt gegenüber einem Kind mitzuerleben. In Fall 1 hatte ich überlegt einzuschreiten, hab's dann aber nicht getan, aus folgendem Grund: Solche Täter sind oft Feiglinge, die nach oben kuschen und nach unten treten bzw. ihre Aggression am schwächsten Glied abreagieren. Sie ziehen einem Erwachsenen gegenüber, der sie zur Rechenschaft zieht, vielleicht den Schwanz ein, geben es dem Kind, das Zeuge der Szene ist, die Quittung dann doppelt und dreifach zurück. In Fall 2 war ich so schockiert (und auch getriggert), dass ich nicht rechtzeitig reagiert habe.

Ich kenne aber auch eine positive Geschichte: Eine Freundin von mir, die damals mitten im Burnout steckte (was sie da noch nicht wusste), hat auf einem öffentlichen Gelände ihren Sohn geschlagen. Sie war damals völlig überfordert und ist ausgerastet, als der Junge frech wurde und gab ihm eine Ohrfeige. Ein Mann, der mit seiner Familie in der Nähe war, sah das, ging festen Schrittes auf sie zu und sprach sie laut an: "He! Was machen sie da, hören sie sofort auf damit!" Sie ließ sofort von ihrem Sohn ab, und als der Mann bei ihr war, sagte sie weinend: "Ich kann nicht mehr...ich bin so mit den Nerven fertig...danke. Danke, dass sie meinem Kind geholfen haben." Der Mann hörte sich an, was sie sagte und riet ihr dann, sofort und unbedingt Hilfe zu suchen usw. Das hat sie dann auch getan. Es war das erstemal, dass sie einem Menschen gegenüber aussprechen konnte, dass nichts mehr geht und sie nicht mehr weiter wusste. Sie ist dem Mann heute noch dankbar.

In anderen Situationen, also nicht beim Thema Gewalt gegenüber Kindern, habe ich die Erfahrung auch gemacht: Wenn man als Fremder Menschen auf etwas anspricht, was offensichtlich im Argen liegt, handelt man sich nicht nur Ärger ein. Manchmal ist man auch die einzige Person, die den Finger in die Wunde legt und dadurch hilft bzw. dadurch beim anderen etwas "klick" macht.
D_ hat über 25 Jahre durchgehend erfolgreich mit nfp verhütet :thumbup:
idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

Das ist echt eine positive Geschichte.. Ich glaube ganz ehrlich von mir selbst genau wie diese Freundin zu reagieren.. Aber ich glaube das andere ganz anders reagieren würden.. Menschen sind nicht alle gleich und manche gestehen sich ihr Unvermögen nie ein.. Wie gesagt meine Freundin habe ich schon öfters wenn auch sehr subtil auf ihre bewusst gewählten Methoden angesprochen und habe nur Spott geerntet und wie einfach ja mein Kind sei.. (Meine Haut und kratzt und beißt mich auch aber ich thematisiere das nicht ständig)

Was aber schon erwähnt wurde hier und ich auch völlig richtig finde.. Und deine Geschichte ist ein Beweis dafür.. Manchmal kann man eine bessere Mutter sein, obwohl einem die Hand ausgerutscht ist.. Als wenn man komplett beherrscht ist.. Deine Freundin will eine bessere Mutter sein, sie sucht Hilfe und sie gesteht Fehler ein.. Respekt!! Aber der psychoterror mit dem einige Eltern ihre Kinder erziehen, die ständigen vergleiche (eg. Guck wie schön so und so isst und du isst nicht, guck mal wie so und so sich benimmt..), das bestrafen und vorenthalten.. Das finde ich schlimm.. Das Kind mit dem cupcake.. Der große Bruder wurde auch auch einem schlaftraining unterzogen und kommt mir verhaltensgestört vor.. Er sucht ständig Anerkennung und Kontakt.. Ist bewusst gemein zu anderen Kindern und man hat das Gefühl.. Vergnügt wenn er sie leiden sieht.. Er ist jetzt 3 Jahre.. Die Trainings haben auch nicht funktioniert.. Er schläft immer schlechter als sein kleiner Bruder.. Dem zum Glück deshalb das ganze erspart geblieben ist..
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