Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Chillen nach Stillen oder warum ein Hausgecko ein Segen wäre...
idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

Ich wollte auch noch sagen.. Ich hab ja erzählt ich hab meine neulich auch angeschrien.. Ich hab mich danach so elend gefühlt und geweint.. Da hab ich niemanden gebraucht der mir sagt dass das nicht ok war.. Die die so reagieren auf ihr eigenes Unvermögen.. Die brauchen das eigentlich garnicht um sich klar zu machen dass sie was ändern müssen.. Die die anders reagieren und es sich eh nicht eingestehen.. Ob es da was nützt und nicht eher den gegenteiligen Effekt hat.. Finde ich sehr fraglich..
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LeandraAstroga
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von LeandraAstroga »

An die Mutter die ihre Kinder im Supermarkt anschreit

Ich sehe ich dich auf einer Parkbank sitzen, mit deinem iPhone in der Hand. Dein Kind versucht, deine Aufmerksamkeit zu bekommen und braucht drei oder vier Versuche, bis du mitbekommst, dass jemand "Mama" vom anderen Ende des Spielplatzes ruft und dass du damit gemeint bist. Du siehst einen Augenblick lang von deinem Bildschirm auf, winkst, und widmest dich dann wieder dem digitalen Orakel in deinem Schoß.

Ich sehe dich mit deinen Kindern im Supermarkt an der Kasse stehen. Die Ältere scheint etwas haben zu wollen, das nach einer Plastiknuckelflasche gefüllt mit flüssigem Zucker aussieht. Als du "nein" sagst, fängt sie an zu weinen. Du packst sie am Arm, gehst mit deinem Mund ganz dicht an ihr Ohr und obwohl ich nicht verstehe, was du ihr zuflüsterst, kann ich an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass es schlimm war, als sie die Süßigkeit zurück ins Regal stellt.

Ich sehe dich im Restaurant. Dein Jüngstes isst Chicken Nuggets und Makkaroni mit Käse, ich schätze, zum 40. Mal in letzter Zeit. Seine käsigen Finger halten dein iPhone und er sieht sich vermutlich irgendeinen hirnlosen Cartoon an, den du benutzt, um deine Kinder zu beschäftigen, weil du keine Lust hast, dich mit ihnen zu beschäftigen.

Ich sehe dich im Einkaufszentrum ausflippen. Dein Kind hat eine Limonade fallen gelassen und deine Wut ist weit größer als die Situation es verdient. Menschen bleiben stehen und starren dich an. Deine Worte sind laut und verletzend und ich frage mich, wie sehr du dein Kind damit verletzt.
Das hier sehe ich nicht.

Ich sehe nicht, dass...
Du die ganze Zeit mit deinem Kind spielst. Wenn du nach der Arbeit nach Hause kommst, verbringst du deine Abende damit, Bücher vorzulesen und deinen Kindern das Lesen beizubringen. Du fährst jeden Dienstag mit deiner Tochter zum Comic-Buchladen und sie darf sich zwei Hefte aussuchen - als Belohnung für ihre harte Arbeit. An den Wochenenden fährst du mit deinen Kindern zu einem Park mit vielen anderen Kindern. Du möchtest, dass sie spielen und Spaß haben, während du die E-Mails auf deinem Handy beantwortest.

Ich sehe nicht, dass...
Du noch schnell in den Supermarkt musst, nachdem du deine Kinder aus der Tagesstätte abgeholt hast, damit du ein bisschen Hähnchen und Milch einkaufen kannst, bevor du ihnen Abendessen machst. Gestern Abend hatte deine Tochter einen Snack, bevor sie nach Hause gekommen ist, und hat nichts mehr von dem Abendessen gegessen, das du gekocht hast. Weil ihr zwei darüber gesprochen habt, weiß sie, dass sie heute keinen Snack bekommt, aber sie hat dich trotzdem gefragt, ob sie die Süßigkeit haben darf. Als du sie zu dir gezogen hast, hast du sie an den Grund erinnert, warum sie das Fläschchen nicht haben darf, und ihr gesagt, dass sie es zurückstellen soll. Sie erinnert sich daran, guckt ein wenig traurig, und stellt es zurück.

Ich sehe nicht, dass...
Du schaffst es nicht oft, auswärtig zu essen. Das Geld ist knapp und vier Leute in ein Restaurant einzuladen, ist teuer. Aber es ist etwas Besonderes und du möchtest, dass alle Spaß haben. Für dich ist das Besondere ein Medium-rare Steak und Kartoffeln. Für die Kinder sind es Chicken Nuggets und Makkaroni mit Käse. Es ist ein besonderer Anlass... weshalb du, nachdem dein Kleinkind zum dritten Mal versucht hat, in die Küche zu laufen, entscheidest, dass die verurteilenden Blicke der Anderen es wert sind, dass du eine Unterhaltung mit deinem Partner haben kannst - zum ersten Mal in dieser Woche.

Und der Zwischenfall mit dem Schreien?
Ich sehe nicht, dass du ganze Woche nicht richtig schlafen konntest. Ich sehe nicht, dass du dich an diesem Tag mit deinem Partner gestritten hast und das immer noch an dir nagt. Ich sehe nicht, wie viel Stress du im Job hast und Kleinigkeiten wie diese dich normalerweise nicht so wütend machen. Ich sehe nicht die Hunderte Situationen, in denen du deine Kinder nicht angeschrien hast. Ich sehe nicht, dass du dich später entschuldigst und erklärst, dass sogar Erwachsene manchmal wütend werden und schreien und das macht es nicht wirklich besser, aber Menschen machen Fehler. Ich sehe nicht, dass dein Kind dir vergibt.

Siehst du, das ist der Punkt. Ich sehe gar nichts, außer diesen einen Schnappschuss deines Lebens - ein iPhone, ein Paar Chicken Nuggets, eine verschüttete Limonade, oder ein wütendes Gesicht. Das ist alles, was ich sehe und aus irgendeinem Grund glaube ich, dich zu kennen. Aus irgendeinem Grund glaube ich zu wissen, was für ein Elternteil du bist. Du bist ein "beschissener" Elternteil.
Und weißt du was? Je nachdem, welchen Schnappschuss du aus meinem Leben siehst, bin ich das auch. Ich bin manchmal auch ein schlechter Elternteil. Und manchmal bin ich großartig - genau wie du!

Also lass uns einen Deal machen.
Lass uns nachsichtig miteinander sein. Lass uns in der Gewissheit leben, dass wir nicht viel voneinander wissen. Statt mit den Augen zu rollen und hörbar einzuatmen, lass uns einander ein Lächeln und ein Nicken schenken und sagen: "Ich weiß, wie das ist." Wenn es wirklich Probleme gibt, lass uns einander zuhören und erst Ratschläge erteilen, wenn wir darum gebeten werden.

Und vor allem: Lass uns zur Kenntnis nehmen, dass wir alle manchmal schlechte Eltern sind. Wir alle haben unsere Höhen und Tiefen. Die restliche Zeit befinden wir uns irgendwo in der Mitte, treten Wasser und tun unser Bestes.

Zu wissen, dass wir da gemeinsam drin stecken, macht diese Schwesternschaft der Mutterschaft, Bruderschaft der Vaterschaft, Kameradschaft des Elternseins.. wie immer du es nennen möchtest, großartig. Zu wissen, dass wir nicht alleine sind, macht die Tiefen erträglicher, die Höhen fühlen sich besser an und die Mitte wird zu einem angenehmen Ort.
Also bitte, schlechter/großartiger/alles-dazwischen-Elternteil, lass uns ein bisschen runterkommen, weniger urteilen und die Fahrt genießen.

Triff mich in der Mitte

Quelle:Facebook
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idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

Mir laufen die Tränen! So wahr ist das!

Und wie oft machen Eltern Dinge für die sie wissen das sie verurteilt werden, einfach weil es ihre Kinder glücklich macht..
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LeandraAstroga
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von LeandraAstroga »

Das mit dem Einschreiten finde ich so eine Sache...
Wenn ein Kind eine auf den Hintern kriegen würde, würde ich wohl nicht einschreiten...
Anders ist es, wenn jemand sein Kind mehrmals, auffallend brutal oder ins Gesicht schlägt, da würde ich auf jeden Fall einschreiten!
Genau so würde ich bei "verbalen Schlägen" einschreiten, die können manchmal tiefer sitzen als ein körperlicher Schlag.

Das ist meiner Meinung nach eine sehr schmale Gratwanderung, aber ich empfinde einen Klaps auf den Hintern jetzt nicht als Weltuntergang.

Und man weiß nie, was im Hintergrund der Familie abläuft.
Was, wenn das Kind heute schon den ganzen Tag frech und einfach unmöglich ist. Der Mutter rutsch die Hand aus, du siehst es und bildest dir ein Urteil ala "Rabenmutter, der sollte man das Kind entziehen". Aber du siehst nicht, dass sich die Mutter dann mit ihrem Kind hinsetzt, darüber redet und sich dafür entschuldigt.

Es ist ein schwieriges Thema... Man muss wohl immer auf die jeweilige Situation warten und sich dann entscheiden, was man für richtig hält...
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idlewild

Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von idlewild »

Ich sehe das ja so ähnlich.. Wenn es brutal wäre würde ich wohl die Polizei rufen.. Mein Mann würde einschreiten.. Ich natürlich nicht.. Ich bin im 9. Monat schwanger aber ich würde Verstärkung suchen und etwas unternehmen.. Aber wenn es um einen Klaps geht.. Nein.. Man steckt da nicht drin.. Und Ist es wirklich im Sinne des Kindes noch mehr Stress da rein zu bringen?

Es ist aber ein schwieriges Thema.. Und ich verstehe das Leute da ganz unterschiedlich reagieren.. Ich würde es auch nicht verurteilen wenn jemand eben entscheidet einzuschreiten.. Das ist auch total von der Situation abhängig..
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Hanako
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Re: Umgang mit Gewalt ggü. Kindern in der Öffentlichkeit

Beitrag von Hanako »

Ich hatte einmal im Zug mitverfolgt, wie eine ältere Dame (Nanny?) zwei kleinen Kindern immer wieder weh getan hat. Gezwickt bis eines weinte, das andere auf den Schlitten geschubbst als es sich nicht setzen wollte. Sie trat dem einen ganz perfide auf den Fuss, so dass man es kaim sehen konnte, der Kleine aber zu weinen anfing. Oder sie hielt die Hand des einen, der nicht still sein wollte und drückte sie mit voller Kraft, so dass er verzweifelt versuchte sich zu lösen. Alle Mitreisenden duldeten die Szene bis ich es nicht mehr aushielt und auf die Frau zuschoss. In der Eifer fuhr ich Sie an, sie solle es gefälligst unterlassen, den Kindern Schmerzen zuzufügen. Worauf sie grimmig guckte und aufhörte.
Nichts sah nach Bestrafung oder Reflex oder Affekt aus. Sondern einfach genervt und die Kleinen zum still sein zwingen.
Ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen, die Frau nicht verfolgt zu haben, um die Adresse rauszufinden. Ich möchte niemanden an den Pranger stellen, aber vielleicht hätten die Eltern/Nanny und Kinder professionelle Hilfe gebraucht und ich hab nix getan.
ich möchte über niemanden Urteilen, aber wenn ich nochmal so etwas sehe, werde ich das bei der Kinderschutzbehörde melden.
Mammabear & Papabear = Babybear ❤ 16.05.2018 ❤
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