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Basaltemperatur messen & Temperaturkurve auswerten

Zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2023

Bei der symptothermalen Methode beobachtet man den Verlauf der Temperaturkurve, um Rückschlüsse auf den Eisprung zu ziehen. Sobald die Basaltemperatur über mehrere Tage erhöht bleibt, kann davon ausgegangen werden, dass ein Eisprung stattgefunden hat und die unfruchtbare Phase im Zyklus beginnt.

Mit dem Eisprung steigt die Körpertemperatur um etwa 0,2–0,5 °C an und bleibt bis zur nächsten Periode erhöht. Ausgelöst wird dieser Temperaturanstieg durch Progesteron.

Der hormonell ausgelöste Temperaturanstieg ist ein sehr verlässliches Symptom:

Auf einen Eisprung folgt immer ein Temperaturanstieg. Wenn es keinen Temperaturanstieg gab, dann gab es auch keinen Eisprung (man nennt Zyklen ohne Eisprung anovulatorisch).

Anhand der Basaltemperatur kann der weibliche Zyklus in zwei Phasen eingeteilt werden:

Schau dir den folgenden Beispielzyklus an. Auch ohne zu wissen, was die Farben bedeuten, kann man anhand des Temperaturverlaufs deutlich zwei Phasen unterscheiden.

NFP-Zyklusblatt mit unfruchtbarer Zeit (grün), fruchtbarer Zeit (weiß) und ungefährem Zeitpunkt des Eisprungs (gelb)
Tieflage bis einschließlich Zyklustag 15. Danach deutlich sichtbarer Anstieg der Temperaturkurve (= Hochlage).

Temperatur messen

NFP hat zwei Teile – Beobachtung und Auswertung.

NFP hat zwei Teile: Beobachtung und Auswertung

Gleiche Bedingungen schaffen für saubere Temperatur-Daten im Zyklus

Richtiges Thermometer verwenden:

Temperatur messen:

  • Messe täglich morgens vor dem Aufstehen (oder nachdem du mindestens eine Stunde geschlafen hast)
  • für mindestens 3 Minuten (nicht nur bis zum Piepton!)
  • vaginal, rektal oder oral.
  • Behalte den Messort den gesamten Zyklus über bei.

Temperatur notieren:

  • Temperaturwerte werden bei der symptothermalen Methode auf 0,05 °C-Schritte gerundet.
  • Falls du in der Tieflage bist und der Temperaturwert ungewöhnlich erhöht ist: Überlege, ob es potenzielle Störfaktoren gab. Notiere die Störfaktoren und klammere den Temperaturwert aus, falls nötig.

Anschließend wird die Temperatur ausgewertet

Für NFP-Anfängerinnen sind die größten Herausforderungen:

Zur Erinnerung – Ziel ist es, diese Frage korrekt zu beantworten: Eisprung-Symptom oder Störfaktor?

Das schaffen wir, indem wir einige Regeln zur Temperaturmessung einhalten, um gut vergleichbare Temperaturwerte zu erhalten.

Das Schöne ist, dass dir deine Temperaturkurve Feedback gibt: Du merkst sehr schnell, wenn die Temperaturkurve instabil ist und durch Störfaktoren beeinflusst wird.

Die Basaltemperatur messen

Kauf dir ein Thermometer mit zwei Nachkommastellen. Ohne geht es nicht. Fang bitte nicht „einfach so” mit einem gewöhnlichen Fieberthermometer an. Diese Werte sind nutzlos, weil sie nicht vergleichbar sind.

Die offizielle Regel lautet: Vor dem Aufstehen messen, nachdem man mindestens eine Stunde geruht hat.

Vor dem Aufstehen messen, weil durch Bewegung der Kreislauf in Schwung kommt und das die Temperatur beeinflusst.

Messdauer: 3 Minuten oder länger

Die meisten digitalen Thermometer piepen bereits nach 10–30 Sekunden, sobald sich die Temperatur kaum noch verändert. Fürs Fiebermessen reicht das, für die Messung der Basaltemperatur jedoch nicht. Wenn du auf das Display schielst oder einen Spiegel verwendest, kannst du erkennen, dass die Temperatur auch nach dem Piepton noch ansteigt.

Stell dir daher einen Timer und messe trotz Piepton weiter.

Messort: vaginal, rektal oder oral

Empfohlen wird die vaginale oder rektale Messung, weil diese weniger störanfällig sind als die orale Messung.

Wichtig ist, dass du den Messort den gesamten Zyklus über beibehältst, weil Körperteile nicht gleich warm sind. Würdest du mitten im Zyklus wechseln, hättest du verfälschte, nicht vergleichbare, Temperaturwerte.

Nicht vergessen: Es geht darum, möglichst standardisierte, gut vergleichbare Messwerte zu erhalten, damit du zweifelsfrei die Frage beantworten kannst: Eisprung-Symptom oder Störfaktor?

Temperatur runden und Wert notieren

Der abgelesene Temperaturwert wird bei der symptothermalen Methode immer gerundet – und zwar auf den jeweiligen 0,05er-Schritt:

36,21 wird abgerundet auf 36,20
36,22 wird abgerundet auf 36,20
36,23 wird aufgerundet auf 36,25
36,24 wird aufgerundet auf 36,25
36,26 wird abgerundet auf 36,25
36,27 wird abgerundet auf 36,25
36,28 wird aufgerundet auf 36,30
36,98 wird aufgerundet auf 37,00
37,02 wird abgerundet auf 37,00

Der Vorteil des Rundens ist, dass du deine Temperaturkurve mit einem Blick viel besser erfassen kannst. Jedes Kästchen im Zyklusblatt entspricht 0,1 °C. Analoge Thermometer lassen sich meist gar nicht genauer als 0,05 °C ablesen.

Das Runden der Temperatur gehört zur symptothermalen Methode und hat keine Nachteile.

Tipp: myNFP rundet die Temperatur automatisch beim Speichern.

Ausprobieren (ziehe den Regler):

36.43 wird zu 36.45

Sind „genaue” Temperaturwerte nicht besser?

Einige Anfängerinnen haben das Gefühl, sie müssten „genaue” Temperaturwerte aufzeichnen, also mit einer Genauigkeit von 0,01 °C ohne zu Runden, weil „genaue” Werte doch sicherer sein müssten. Dies ist jedoch nicht der Fall.

  • Die symptothermale Methode wurde mit Regeln zur Temperaturrundung entwickelt und die Methodensicherheit zeigt, dass dies sehr gut funktioniert.
  • Rundungsfehler sind statistisch nahezu irrelevant. Bei der Temperaturauswertung gibt es genügend Sicherheitspuffer.

Falls du dich damit trotzdem unsicher fühlst: Du kannst gerne die exakten Temperaturwerte als Notiz vermerken und zwei oder drei Tage länger abwarten, um die Hochlage zu bestätigen. Du wirst aber recht bald feststellen, dass die Temperaturauswertung in den allermeisten Fällen trotz Runden eindeutig ist.

Störfaktoren – was die Körpertemperatur beeinflusst und wie man damit umgeht

Die Körpertemperatur wird durch viele Faktoren beeinflusst. Dadurch kommt leider auch das Vorurteil gegenüber der symptothermalen Methode zustande, dass das alles „total unsicher“ sei.

Das stimmt jedoch nicht. Mit der Zeit wird jeder NFP-Anwenderin klar, welche Faktoren die Temperaturwerte stören, in welchem Ausmaß und wie plausibel ein Temperaturanstieg ist.

Beispiel: Ein Temperaturanstieg an Zyklustag 8 ist eher nicht auf den Eisprung zurückzuführen, weil derart frühe Eisprünge unwahrscheinlich sind.

Wir müssen zweifelsfrei beantworten können: Eisprung-Symptom oder Störfaktor?

Die häufigsten Störfaktoren sind: Schlafstörungen (z. B. auch zu kurzer Schlaf, zu langer Schlaf, Umgebungswechsel), Krankheit, Stress, durchfeierte Nächte, Alkohol.

Wenn ein Temperaturwert gestört ist, wird dieser ausgeklammert und so behandelt, als sei er nicht vorhanden.

Bitte nutze hier deinen gesunden Menschenverstand. Es geht nicht darum, sich die Temperaturkurve „schön zu klammern“, sondern den Eisprung zu identifizieren.

Wenn du ein oder zwei Tage in Folge gestörte Werte misst, macht das nichts. Wenn du nach Hawaii fliegst und mit 12 Stunden Zeitunterschied zu kämpfen hast und der Temperaturverlauf offensichtlich über viele Tage gestört ist, betrachte den Zyklus als nicht auswertbar.

Jeden Zyklus sammelst du mehr Erfahrung, so dass du mit der Zeit genau einschätzen kannst, was als Störfaktor zählt und was nicht.

Regeln zum Ausklammern von Temperaturwerten

  • Nur Werte ausklammern, die nach oben hin gestört sind. Das liegt daran, dass die Körpertemperatur nach dem Eisprung ansteigt und man durch gestörte Werte einen Anstieg erkennen könnte, der eigentlich gar nicht vorhanden ist. Werte, die nach unten gestört sind, können keinen „falschen Anstieg“ suggerieren und spielen daher keine Rolle.

  • Nur Werte in der Tieflage ausklammern. In der Hochlage (also nach erfolgter Auswertung) spielen gestörte Werte keine Rolle mehr und brauchen nicht ausgeklammert zu werden. Fortgeschrittene NFP-Anwenderinnen hören mit der Temperaturmessung auf, sobald die Auswertung abgeschlossen ist. Als Anfängerin empfiehlt es sich jedoch, den gesamten Zyklus über zu messen, einfach um zu sehen, dass die Temperatur konstant erhöht bleibt.

  • Ausklammern, was du selbst als Störfaktor erachtest. Es gibt keine Regel, wie „stark” ein Wert gestört sein muss, um ausgeklammert werden zu dürfen. Das kann auch bei einem geringen Unterschied von 0,05 °C bereits der Fall sein. Du solltest jedoch beim Ausklammern konsequent sein. Wenn beispielsweise die Messzeit keine Rolle spielt (also ob du einmal um 8 Uhr misst, einmal um 10 Uhr), dann solltest du nicht auf einmal nach 5 Zyklen anfangen, den Störfaktor „unterschiedliche Messzeit” auszuwählen, falls der Wert gestört ist. Bleibe konsequent!

  • Wenn du 39 °C Fieber hast, brauchst du ihn gar nicht erst in das Zyklusblatt einzutragen. Es reicht der Vermerk Krankheit als Störfaktor.

Du kannst anfangs nur in der Tieflage herausfinden, was deine Werte stört. In der Hochlage ist unklar, ob eine leicht erhöhte Basaltemperatur auf das Progesteron zurückzuführen ist oder auf einen Störfaktor.

Tipps zur Messung der Basaltemperatur und Hilfe bei Problemen

Wenn unsauber oder nicht regelkonform gemessen wird, ergibt das eine gestörte Temperaturkurve:

Beispiel für instabilen Temperaturverlauf und eine nicht auswertbare Temperaturkurve
Beispiel für instabilen Temperaturverlauf und eine nicht auswertbare Temperaturkurve

Temperaturkurven mit solch starken Schwankungen kommen erfahrungsgemäß vor allem bei groben Fehlern zustande. Daher nochmal:

Weitere Fragen und Probleme:

Manche Frauen verwenden über Nacht vaginale Temperatursensoren, damit sie morgens nicht Messen müssen. Das kann bei manchen Problemen helfen. Eine derartige Optimierung lohnt sich jedoch nur, wenn du wirklich Probleme und alles andere bereits probiert hast.

Die nächtliche vaginale Messung mit Thermometer, beispielsweise im Tampon-Format, bringt keinen Vorteil gegenüber der morgendlichen Messung mit einem herkömmlichen Thermometer, wenn du keine Probleme hast.

Solche Produkte sind Optimierungen für Sonderfälle, für die meisten NFP-Anwenderinnen jedoch unnütz und bringen andere Nachteile mit sich:

  • Produkte sind recht teuer.
  • Welchen Wert nimmst du? Den tiefsten Wert der Nacht? Immer den gleichen Wert um 5 Uhr nachts? Einen Durchschnittswert? Den Median? Woher weißt du, dass der Wert nun „besser“ ist als die Aufwachtemperatur? Und „besser“ für was?

Temperaturkurve auswerten

Um einen Temperaturanstieg zu erkennen, brauchst du 6 niedrige zusammenhängende Temperaturwerte, auf die ein höherer Wert folgt. Ausgeklammerte Werte und Lücken im Zyklusblatt werden ignoriert.

Achtung: Du darfst dir nicht beliebig 6 niedrige Werte raussuchen. In den Beispielen weiter unten wird das verdeutlicht.

Temperaturauswertung eines Zyklus. Die Tieflage geht bis einschließlich Zyklustag 16, ab Tag 17 beginnt die Hochlage
Temperaturauswertung eines Zyklus. Die Tieflage geht bis einschließlich Zyklustag 16, ab Tag 17 beginnt die Hochlage

Auf Papier-Zykluskurven wird ein Lineal angelegt und geschaut, welcher Wert über 6 vorherige Werte hinausragt. Durch den höchsten dieser 6 niedrigen Werte wird eine Hilfslinie gezogen. myNFP macht das selbstverständlich automatisch (sobald die Temperaturauswertung abgeschlossen ist).

1. höhere Messung (1.hM)

Der erste höhere Temperaturwert, der auf 6 niedrige Werte folgt, wird 1. höhere Messung genannt (oder auch 1.hM bzw. ehM) und ist bei der symptothermalen Methode besonders wichtig.

Die 1. höhere Messung allein reicht aber noch nicht, um die Frage Eisprung-Symptom oder Störfaktor zu beantworten. Deswegen müssen mindestens zwei weitere Werte überprüft werden, so dass man insgesamt drei Werte hat, die über der Hilfslinie liegen.

Reguläre Temperaturregel

Liegt der Wert am 3. Tag mindestens 0,2 °C über der Hilfslinie, gilt die Temperaturmessung als abgeschlossen.

Für die Temperaturauswertung gibt es außerdem zwei Ausnahmeregeln, da sich der Körper nicht immer gleich verhält. Beide Ausnahmen dürfen jedoch nicht kombiniert werden!

Ausnahmeregel 1 (flacher Anstieg)

Es kann sein, dass gerade der 3. Wert nicht um 0,2 °C höher liegt. Dann wartet man einen weiteren Tag ab. Dessen Wert muss über der Hilfslinie liegen, braucht aber nicht unbedingt 0,2 °C höher zu sein.

Ausnahmeregel 2 (Absacker)

Fällt der 2. oder 3. Wert auf oder unter die Hilfslinie, wird dieser Tag ignoriert und ein zusätzlicher Temperaturwert abgewartet. Dieser zusätzliche Tag muss 0,2 °C über der Hilfslinie liegen.

Bildhaft ausgedrückt: Bei Ausnahmeregel 1 steigt die Temperatur über einen etwas längeren Zeitraum sanft an. Bei Ausnahmeregel 2 gibt es einen Ausreißer nach unten, der von einem steilen Anstieg gefolgt sein muss.

Wenn sich sowohl Temperatur als auch der Zervixschleim erfolgreich auswerten lassen, weiß eine NFP-Anwenderin, dass der Eisprung vorüber ist.

Bitte beachte, dass unmittelbar nach Absetzen der Pille noch ein zusätzlicher Temperaturwert abgewartet werden muss! Mehr Infos dazu findest du bei den Post-Pill-Regeln.

Beispiele zur Auswertung der Temperaturkurve

Hier sind einige Beispiele zur Auswertung der Temperaturkurve, die die Regeln veranschaulichen sollen. Die Kurvenverläufe sind bei fast allen Beispielen gleich, damit du besser vergleichen kannst, wo genau die Unterschiede liegen.

In den Beispielen wird nur der Verlauf der Temperaturkurve ausgewertet. Für eine Auswertung der unfruchtbaren Phase nach dem Eisprung muss zusätzlich der Zervixschleim oder der Muttermund beobachtet und ausgewertet werden. Dazu später mehr im Artikel Temperatur und Zervixschleim kombinieren.

Beispiel 1: Reguläre Auswertung

Beispiel 1: Reguläre Auswertung
Beispiel 1: Reguläre Auswertung

Hier wird die Temperatur nach der regulären Temperaturregel ausgewertet. Es gibt 6 niedrige Werte (blau markiert). Durch den höchsten dieser 6 niedrigen Werte wird die horizontale Hilfslinie gezogen (Zyklustag 11 und 16 sind gleich hoch).

Der Wert an Tag 17 liegt über der Hilfslinie und ist die 1. höhere Messung. Tag 18 liegt über der Hilfslinie und ist die 2. höhere Messung. Tag 19 liegt 0,2 °C über der Hilfslinie (zwei Kästchen auf dem Zyklusblatt). Damit ist die Auswertung der Temperaturkurve nach 3 höheren Messungen an Zyklustag 19 abgeschlossen (rote Zahlen = höhere Messungen, rote Linie = Ende der Temperaturauswertung).

Die dunklen Zahlen im unteren Bereich ab dem Tag. der 1. höheren Messung zählen die Hochlagentage.

Beispiel 2: 6 niedrige Werte dürfen Lücken enthalten sein

Beispiel 2: Temperaturkurve darf Lücken enthalten
Beispiel 2: Temperaturkurve darf Lücken enthalten

Die 6 niedrigen Werte müssen zusammenhängen und dürfen nicht beliebig aus der Tieflage ausgewählt werden. Ausgeklammerte Werte und Lücken werden jedoch behandelt, als seien sie nicht vorhanden. Zyklustag 10 wurde ausgeklammert, weil dieser gestört ist und über das übliche Tieflagenniveau hinausragt. An Tag 13 wurde nicht gemessen. Tag 10 + 13 werden einfach übergangen und es gelten die Tage 9, 11, 12, 14, 15, 16.

Die Auswertung der Temperatur ist dann wie in Beispiel 1.

Beispiel 3: Ausnahmeregel 1

Beispiel 3: Temperaturausnahmeregel 1
Beispiel 3: Temperaturausnahmeregel 1

Der Kurvenverlauf ist fast wie in Beispiel 1, nur dass der 3. Wert im Anstieg an Zyklustag 19 nicht 0,2 °C über der Hilfslinie liegt, sondern nur 0,15 °C. Damit muss ein zusätzlicher Wert abgewartet werden, der über der Hilfslinie liegen muss. Tag 20 liegt über der Hilfslinie (der 4. Wert braucht nicht 0,2 °C darüber liegen) – damit ist die Temperaturauswertung an Tag 20 abgeschlossen.

Beispiel 4: Ausnahmeregel 1

Beispiel 4: Temperaturausnahmeregel 1
Beispiel 4: Temperaturausnahmeregel 1

Genau wie Beispiel 3, nur dass diesmal der 4. Wert an Tag 20 weniger als 0,2 °C über der Hilfslinie liegt. Das ist erlaubt bei Ausnahmeregel 1!

Beispiel 5: Ausnahmeregel 1 mit Lücke

Beispiel 5: Ausnahmeregel 1 mit Lücke
Beispiel 5: Ausnahmeregel 1 mit Lücke

Die Temperaturkurve verläuft wie in Beispiel 4, nur dass hier innerhalb des Temperaturanstiegs an einem Tag nicht gemessen wurde. Dieser Tag wird behandelt, als sei er nicht vorhanden (wie immer bei Lücken und ausgeklammerten Werten). Die 4. Messung an Tag 21 liegt über der Hilfslinie. Damit ist die Temperaturauswertung an Tag 21 abgeschlossen.

Beispiel 6: Ausnahmeregel 2

Beispiel 6: Ausnahmeregel 2
Beispiel 6: Ausnahmeregel 2

Hier liegt der Temperaturwert an Tag 18 auf der Hilfslinie, weshalb ein zusätzlicher Wert abgewartet werden muss. Der 4. Wert muss 0,2 °C über der Hilfslinie liegen. Das ist hier der Fall, weshalb die Temperaturauswertung mit Ausnahmeregel 2 an Tag 20 abgeschlossen ist.

Beispiel 7: Ausnahmeregeln dürfen nicht kombiniert werden

Beispiel 7: Ausnahmeregeln dürfen nicht kombiniert werden
Beispiel 7: Ausnahmeregeln dürfen nicht kombiniert werden

Der Temperaturverlauf ist hier genauso wie in Beispiel 5 + 6, nur dass an Tag 18 der Wert nicht über der Hilfslinie liegt. Es muss ein zusätzlicher Temperaturwert abgewartet werden, der 0,2 °C über der Hilfslinie liegt (Ausnahmeregel 2).

Der 4. Wert liegt jedoch nur 0,1 °C über der Hilfslinie, weshalb die Temperatur an dieser Stelle nicht ausgewertet werden kann und die 1.hM nicht stimmt.

Beispiel 7 zeigt eine falsch ausgewertete Zykluskurve. myNFP verhindert eine solche Auswertung – die 1. höhere Messung und Hilfslinie wurden hier manuell gesetzt.

Beispiel 8: Korrekte Auswertung für Beispiel 7

Beispiel 8: Korrekte Auswertung für die Zykluskurve aus Beispiel 7
Beispiel 8: Korrekte Auswertung für die Zykluskurve aus Beispiel 7

Die Zykluskurve aus Beispiel 7 lässt sich aber trotzdem auswerten, indem eine spätere Folge von Temperaturwerten betrachtet wird.

Die niedrigen Werte sind jetzt nicht mehr wie bisher an den Zyklustagen 11–16, sondern an 15–20. Die Hilfslinie geht durch den höchsten dieser Werte (= Tag 19). Die 1. höhere Messung tritt an Tag 21 auf, da dieser Wert über der Hilfslinie und damit über den 6 vorherigen Werten liegt.

Der 3. Wert liegt jedoch wieder nicht 0,2 °C über der Hilfslinie. Dadurch muss Ausnahmeregel 1 angewendet werden. Ein zusätzlicher Temperaturwert wird abgewartet. Der 4. Wert an Tag 24 liegt über der Hilfslinie (er braucht nicht 0,2 °C darüber liegen) und damit ist die Temperaturauswertung an Tag 24 mit Ausnahmeregel 1 abgeschlossen.

Beispiel 9: Korrekte Auswertung wandert immer weiter nach hinten

Beispiel 9: Korrekte Auswertung wandert immer weiter nach hinten
Beispiel 9: Korrekte Auswertung wandert immer weiter nach hinten

Läge der Wert an Tag 22 wieder auf oder unter der Hilfslinie, würde das erneut dazu führen, dass Ausnahmeregel 1 und 2 nicht kombiniert werden dürften und die Auswertung aus Beispiel 8 würde sich nochmals nach hinten verschieben.

Solche Fälle sind selten, kommen aber durchaus vor. Zwar lässt sich der Zyklus optisch in Tief- und Hochlage unterteilen, allerdings ist er nach den NFP-Regeln nunmal erst sehr spät auswertbar. Biologisch gesehen war der Eisprung wahrscheinlich früher, aber wirklich sicher wissen wir das nicht. Daher müssen die Regeln konsequent eingehalten werden, auch wenn damit in Ausnahmefällen zu konservativ ausgewertet wird.

Beispiel 10: Krankheit nicht ausgeklammert

Beispiel 10: Krankheit nicht ausgeklammert
Beispiel 10: Krankheit nicht ausgeklammert

Dieser Zyklus wäre eigentlich sehr gut auswertbar. Tieflage und Hochlage sind klar erkennbar mit einem sehr eindeutigen Anstieg und 1. höheren Messung an Zyklustag 16. Hier wurde jedoch vergessen, die Temperatur an Zyklustag 9+10 auszuklammern, die durch Störfaktoren erhöht wurde. Dadurch gibt es keine 6 niedrigen zusammenhängenden Werte, sondern nur 5 an den Tagen 11–15. Folglich kann die Temperatur den Regeln nach nicht ausgewertet werden.

Beispiel 11: Instabiler Verlauf der Temperaturkurve

Beispiel 11: Instabiler Verlauf der Temperaturkurve, Messweise sollte optimiert werden
Beispiel 11: Instabiler Verlauf der Temperaturkurve, Messweise sollte optimiert werden

In diesem Beispiel verläuft die Temperaturkurve sehr instabil. Die Kurve ist nicht auswertbar und eine Hochlage ist auch nicht klar zu erkennen.

Die Anwenderin muss den gesamten Zyklus über Fruchtbarkeit annehmen. Sie sollte versuchen, die Messweise zu optimieren. Wird vaginal für mindestens 3 Minuten gemessen oder fälschlicherweise nur bis zum Piepton? Spielt die Messuhrzeit vielleicht eine Rolle? Ist die Batterie im Thermometer schon alt?

Das Schöne an der symptothermalen Methode ist, dass die Temperaturkurve in der Regel unmittelbares Feedback gibt, ob die Messweise in Ordnung ist oder nicht. Solche Zykluskurven sind in den allermeisten Fällen gar nicht auswertbar, statt dass es zu falsch angenommenen Auswertungen kommt.

Beispiel 12: Unklarer Anstieg

Beispiel 12: Unklarer Anstieg, Zyklus nicht auswertbar
Beispiel 12: Unklarer Anstieg, Zyklus nicht auswertbar

Zwar ist in diesem Zyklus eine Hochlage erkennbar, allerdings ist diese aufgrund der großen Lücke und dem Abfall der Temperatur an den Tagen 24 und 25 nicht auswertbar. Für diesen Zyklus muss Fruchtbarkeit angenommen werden.

Du solltest Lücken in der Zyklusmitte nach Möglichkeit vermeiden, weil das die Aussagekraft der Auswertung deutlich reduziert.

Tipp: Der Aufwand der Temperaturmessung nimmt mit der Zeit ab, je mehr Erfahrung du sammelst. Wie du an den Beispielen siehst, sind die Werte am Zyklusanfang für die Auswertung irrelevant. Diese helfen dir aber dabei, dein Tieflagenniveau besser kennenzulernen.

Viele fortgeschrittene NFP-Anwenderinnen fangen erst später im Zyklus an zu messen (beispielsweise an Tag 9 oder 10), messen dann aber für 10 Tage sehr konsequent.

Beispiel 13: Unklarer Anstieg, aber auswertbar

Beispiel 13: Unklarer Anstieg, aber auswertbar
Beispiel 13: Unklarer Anstieg, aber auswertbar

Diese Kurve ist fast genauso wie in Beispiel 12. Der Unterschied ist jedoch, dass es nur einen Temperaturabsacker gibt. Den Regeln nach ist das in Ordnung, so dass die Temperatur mit Hilfe von Ausnahmeregel 2 ausgewertet werden kann: Die 6 niedrigen Werte liegen an Tag 13–18, die darauffolgenden Lücken und der ausgeklammerte Wert werden ignoriert, Tag 22 ist dann die 1. höhere Messung.

Hier fällt der 3. Wert unter die Hilfslinie (an Tag 24), weshalb ein zusätzlicher Temperaturwert abgewartet werden muss, der 0,2 °C über der Hilfslinie liegen muss. Das ist an Tag 25 der Fall und somit ist die Temperaturauswertung mit Ausnahmeregel 2 an Tag 25 abgeschlossen.

Da die Hochlage in diesem Beispiel sehr klar zu erkennen ist, gab es sicherlich auch einen Eisprung. Möglicherweise war der Eisprung jedoch viel früher und die Anwenderin hat durch die lückenhafte Messung „unfruchtbare Tage verschenkt“.

Beispiel 14: Instabile Temperaturkurve, Zufallsauswertung

Beispiel 14: Instabile Temperaturkurve, Zufallsauswertung
Beispiel 14: Instabile Temperaturkurve, Zufallsauswertung

Beispiel 14 ist fast wie Beispiel 11, nur dass es einen weiteren tiefen Wert gibt, so dass die Temperatur trotz der starken Schwankungen den Regeln nach auswertbar ist.

Solche Fälle kommen zum Glück nur selten vor. Die Tieflage schwankt und wirkt nicht überzeugend. Es gibt Lücken an ZT 15 und ZT 18, mit denen die Auswertung steht und fällt. Auch die Werte in der Hochlage schwanken. Wurden hier nur Störfaktoren vergessen? Gab es wirklich einen Eisprung? Oder ist die Auswertung der Temperatur zufällig entstanden?

Wenn Temperaturverläufe starke Zweifel hervorrufen, hilft der Blick auf weitere Symptome (Zervixschleim, Muttermund, Brustsymptom). Wenn auch das nicht die gewünschte Klarheit bringt, sollte man vorsichtshalber Fruchtbarkeit für den Rest des Zyklus annehmen.


Tipps zur Auswertung der Temperaturkurve im Alltag

Oft ist es leichter, eine Zykluskurve rückwirkend auszuwerten als wenn man mittendrin steckt. Spannend wird es, wenn du das erste Mal die 1. höhere Messung erfasst und dich dann fragst: War sie das jetzt oder ist das ein Störfaktor?

Je mehr Routine du bekommst, desto leichter fällt dir die Auswertung. Daher lautet die Empfehlung, die ersten drei Zyklen erstmal nur zu beobachten, wie sich die Temperaturkurve verhält:

Im Zweifelsfall gilt immer: Wenn du dir unsicher bist, warte zusätzliche Werte ab und nimm Fruchtbarkeit an.

Beispiel 1

Temperaturauswertung im Alltag: Beispiel 1
Temperaturauswertung im Alltag: Beispiel 1

Heute ist Zyklustag 20 und die Temperaturauswertung gilt mit Ausnahmeregel 2 („Absacker“) als abgeschlossen. Die 1. höhere Messung wurde regelkonform an Tag 17 festgestellt. Die Frage ist nun: Ist der Eisprung wirklich vorüber oder war der Wert an Tag 17 möglicherweise gestört, wurde jedoch nicht ausgeklammert und die tatsächliche 1. höhere Messung ist möglicherweise erst an Tag 19 gewesen und nun muss noch Zyklustag 21 abgewartet werden?

Überlegungen dazu:

  1. Gab es potenzielle Störfaktoren oder nicht?
  2. Was sagt der Zervixschleim? Ohne diesen ist keine unfruchtbare Phase bestimmbar.
  3. Gibt es weitere Symptome, die dir bei der Einschätzung der Situation helfen?
  4. Auch wenn der Temperaturwert an Tag 17 gestört ist und die 1. höhere Messung eigentlich erst an Tag 19 stattgefunden hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft am Tag der 2. höheren Messung bereits sehr gering.

Anfängerinnen würden im Zweifelsfall noch einen weiteren Tag abwarten. Fortgeschrittene NFP-Anwenderinnen kennen ihren Körper bereits gut und können diese Situation individuell besser einschätzen.

Beispiel 2

Temperaturauswertung im Alltag: Beispiel 2
Temperaturauswertung im Alltag: Beispiel 2

Ähnlich verhält es sich mit diesem Beispiel. Zwar ist auch hier die Temperaturkurve auswertbar (mit Ausnahmeregel 1 – „leichter Anstieg“), allerdings ist der Anstieg sehr schwach und nicht gerade aussagekräftig. Auch hier gilt: Was sagt der Zervixschleim? Im Zweifelsfall warte lieber noch 1–2 zusätzliche Tage ab.

Titelbild: Matteo Fusco