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Zervixschleim beobachten & auswerten

Zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2023

Zervixschleim ist wie Sex: Jede Frau hat ihn, aber kaum jemand spricht darüber.

Wenn du wie die meisten NFP-Anfängerinnen bist, hast du diesem Sekret bisher kaum Beachtung geschenkt oder es sogar als etwas Merkwürdiges abgetan. Nichts könnte ferner liegen. Dein Zervixschleim ist eines der besten Signale für deine Fruchtbarkeit und eines der Hauptmerkmale für die symptothermale Methode.

Das Beste: Du kannst anhand des Zervixschleims auf deine Zyklusphase schließen, ohne dass du dafür ein Gerät oder Hilfsmittel benötigst. Du brauchst nur eine Anleitung, um deinen Blick zu schärfen und etwas Erfahrung.

Zervixschleim wird im Gebärmutterhalskanal in den sogenannten Krypten gebildet. Er hat einen wichtigen biologischen Nutzen – er hilft Spermien beim Weg zur Eizelle. Ohne Zervixschleim würden Spermien nur wenige Stunden in der Vagina überleben. Er dient als Schutzmantel gegen den sauren pH-Wert der Vagina und als Nahrungsmittel/Treibstoff.

Die Zyklusphase erkennst du anhand von Veränderungen des Zervixschleims

Zervixschleim wird durch Östrogen verändert, was auch den Eisprung auslöst. Dadurch kannst du anhand des Zervixschleims ein recht genaues Bild von deiner aktuellen Zyklusphase und Fruchtbarkeit bekommen.

Östrogenanstieg, LH-Peak, gefolgt vom Eisprung (Ovulation). Östrogen verändert den Zervixschleim und macht ihn fruchtbar
Östrogenanstieg, LH-Peak, gefolgt vom Eisprung (Ovulation). Östrogen verändert den Zervixschleim und macht ihn fruchtbar

Zwar hat jede Frau ein eigenes Schleimbild, das durch Alter, Lebensweise oder Ernährung beeinflusst wird, allerdings gibt es ein Muster, das bei fast allen Frauen ähnlich abläuft:

Tipp bei Kinderwunsch: Zervixschleim beobachten ist zuverlässiger als jedes technische Gerät

Da der Zervixschleim den bevorstehenden Eisprung frühzeitig ankündigt, können Frauen mit Kinderwunsch ihre Chancen auf eine Schwangerschaft erheblich steigern, indem sie sich auf die besonders fruchtbaren Tage mit S+ konzentrieren.

Die Beobachtung und Auswertung des Zervixschleims ist extrem zuverlässig und obendrein kostenlos – im Gegensatz zu einigen aktuell gehypten temperaturbasierten Gadgets für 200–300 €. Diese Gadgets sind weniger zuverlässig als die Zervixschleimbeobachtung, weil die Temperatur oft erst nach dem Eisprung ansteigt.

Zervixschleim beobachten

Zur Erinnerung: NFP hat zwei Teile – Beobachtung und Auswertung.

NFP hat zwei Teile: Beobachtung und Auswertung

Gleiche Bedingungen schaffen für gute Daten

Zervixschleim abnehmen:

  • Kontrolliere den Zervixschleim (mehrmals) täglich.
  • Variante 1 zur Schleimeobachtung: Mit dem Finger über den Scheideneingang fahren.
  • Variante 2 zur Schleimbeobachtung: Den Finger in die Scheide einführen und über den Muttermund fahren oder diesen leicht anstupsen (der Muttermund ragt leicht auf der Bauchseite in die Scheide hinein).

Auf drei Arten beurteilen:

  • Empfinden: Denke an deinen Intimbereich (ohne Anfassen).
  • Fühlen: Fühle mit dem Finger den Scheideneingang sowie den abgenommenen Zervixschleim, teste auf Dehnbarkeit und Konsistenz.
  • Sehen: Betrachte Farbe und Beschaffenheit des Schleims.

Ergebnis notieren:

Anschließend auswerten

Die Beurteilung des Zervixschleims ist für viele NFP-Anfängerinnen nicht ganz leicht und erfordert Übung. Stelle dich darauf ein, dass es etwa drei Zyklen dauern wird, bis du den Zervixschleim gut beurteilen kannst. Lass dich davon nicht entmutigen! Sobald du einmal den Dreh raus hast, ist der Rest der symptothermalen Methode ziemlich einfach.

Den Zervixschleim täglich kontrollieren

Anfängerinnen sollten mehrmals täglich den Zervixschleim kontrollieren, weil es innerhalb eines Tages Schwankungen gibt.

Am besten geht das, wenn du auf Toilette gehst. Prüfe den Zervixschleim vor dem Wasserlassen, weil sonst durch Beckenmuskelkontraktion oder unachtsames Abwischen der beobachtbare Schleim verloren gehen kann.

Zwei Abnahmeorte für Zervixschleim

Bleibe pro Zyklus bei einer Variante, um konsistente und vergleichbare Daten zu erhalten:

Variante 1 – am Scheideneingang: Mit dem Finger über den Scheideneingang fahren als sei dieser Toilettenpapier, maximal 1 cm tief einführen.

Variante 2 – direkt am Muttermund: Geh dazu in die Hocke oder stelle ein Bein auf die Badewanne. Führe einen Finger tief in die Scheide ein, um den Muttermund zu erreichen. Fahre mit dem Finger über den Muttermund oder drücke leicht dagegen. Zieh den Finger wieder heraus.

Siehe dazu den Artikel zum Muttermund, damit du lernst, wie du diesen ertastest.

Empfinden, Fühlen, Sehen

Empfinden: Denke an deinen Intimbereich und versuche zu spüren, was du empfindest (ohne Anfassen).

Fühlen: Wie fühlt sich der Scheideneingang mit dem Finger an? Was hast du nach der Schleimabnahme auf dem Finger? Presse die Finger zusammen und zieh sie wieder auseinander, um ihn auf Dehnbarkeit und Spinnbarkeit zu testen. Reibe die Fingerspitzen übereinander als wolltest du jemanden bestechen.

Sehen. Betrachte den Zervixschleim auf deinem Finger.

Zervixschleim kann mehrere Eigenschaften gleichzeitig haben. Die Zervixschleim-Tabelle beschreibt typische Eigenschaften, die dir bei der Einschätzung helfen.

Zervixschleim-Tabelle

Empfinden/Fühlen Aussehen Symbol
trocken, trockenes, raues, juckendes, unangenehmes Gefühl und nichts gesehen, kein Schleim am Scheideneingang t
nichts gefühlt, keine Feuchtigkeit, keine Empfindung am Scheideneingang und nichts gesehen, kein Schleim am Scheideneingang
feucht aber nichts gesehen, kein Schleim am Scheideneingang f
feucht oder nichts gefühlt und dicklich, weißlich, trüb, cremig, klumpig, gelblich, klebrig, milchig, nicht ziehbar oder zäh S
feucht oder nichts gefühlt und glasig, glasklar, glasig durchscheinend, wie rohes Eiweiß (glasig mit weißen Fäden durchsetzt), dehnbar, fadenziehend, spinnbar, flüssig, so dünnflüssig, dass er "wegrinnt wie Wasser", rötlich, rotbraun, gelblich-rötlich S+
nass, schlüpfrig, rutschig, glitschig, wie eingeölt, weich, glatt und/ oder glasig, glasklar, glasig durchscheinend, wie rohes Eiweiß (glasig mit weißen Fäden durchsetzt), dehnbar, fadenziehend, spinnbar, flüssig, so dünnflüssig, dass er "wegrinnt wie Wasser", rötlich, rotbraun, gelblich-rötlich S+

Wie funktioniert die Tabelle? Eigenschaften beschreiben die Beschaffenheit des Zervixschleims. Diese ergeben ein Symbol, das ins Zyklusblatt eingetragen wird und dir auf einen Blick sagt, wie fruchtbar dein Zervixschleim an diesem Tag ist. t (wie „trocken”) steht für die schlechteste Schleimqualität und S+ gilt als besonders gut.

Empfinden + Fühlen werden zur Vereinfachung zusammengefasst. Für die Bestimmung des Symbols gilt die fruchtbarste Eigenschaft, falls du mehrere Eigenschaften beobachtest.

Beispiele:

Den Unterschied zwischen feuchtem Gefühl und nassem Gefühl findest du mit etwas Erfahrung heraus.

Tipp: Die myNFP-App bestimmt automatisch das richtige Symbol anhand der Zervixschleim-Tabelle, sobald du die Eigenschaften gefühlt und gesehen auswählst.

Wenn du mehrmals pro Tag den Zervixschleim kontrollierst, wird immer die beste Qualität des Tages ins Zyklusblatt eingetragen.

Bilder von Zervixschleim

Die folgenden Bilder zeigen einige der oben genannten Eigenschaften. Je nach Zyklusphase könnte der Zervixschleim bei dir ähnlich aussehen. Mit der Zeit entwickelt sich ein Gefühl für die Eigenschaften, auch wenn der Schleim bei dir etwas anders aussehen sollte.

Empfehlung: Podcast-Folge zum Thema Zervixschleim

Im Podcast Zyklusmagie spricht Vanessa mit der NFP-Beraterin Tina. Ab Minute 13:30 geht Tina ausführlich auf die symptothermale Methode ein und wie man sein individuelles Zervixschleimmuster erkennen lernt.

Ganze Folge von Zyklusmagie hören auf: Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts

Tipps zur Beobachtung des Zervixschleims

Die Schwierigkeit für NFP-Anfängerinnen liegt darin, die Beobachtungen den Eigenschaften (Empfinden/Fühlen + Sehen) in der Tabelle zuzuordnen. Ist der Schleim heute cremig oder doch eher klumpig? Ist er bereits fadenziehend oder zählt das bisschen Schleim noch nicht?

Mit der Zeit läuft das jedoch fast automatisch ab. Viele Profis denken meist nur noch in Zervixschleim-Symbolen: „Heute hab ich S+“ und notieren die Eigenschaften gar nicht mehr.

Setze dich nicht unter Druck. Mit etwas Geduld wird dir die richtige Einschätzung gelingen!

Binnendifferenzierung

Die Binnendifferenzierung dient dazu, Unterschiede in den Schleimkategorien S und S+ festzustellen. Diese werden in Klammern angegeben: (S) und (S+).

Die Klammern bedeuten, dass dein Schleim etwas schlechter ist, als normalerweise in der jeweiligen Kategorie.

Die Binnendifferenzierung sollte nur von Frauen genutzt werden, die nach der Zervixschleim-Tabelle fast jeden Tag S+ haben, aber trotzdem Unterschiede in der Qualität oder Beschaffenheit feststellen.

Voraussetzung für die Binnendifferenzierung ist, dass du dein Schleimmuster bereits kennst. Insbesondere in den ersten Zyklen solltest du überlegen, ob du mit den normalen Symbolen nicht auch zurecht kommst.

Tipp: In der myNFP-App kannst du die Binnendifferenzierung im Fortgeschrittenen-Modus nutzen. Aktiviere diesen unter Mehr → App-Einstellungen.


Zervixschleim auswerten bei NFP

Wenn du deinen Zervixschleim täglich kontrollierst und in das Zyklusblatt einträgst, erkennst du den Schleimhöhepunkt bzw. Schleimumschwung so:

NFP-Regel: Der Schleimhöhepunkt ist der Tag im Zyklus mit der individuell besten Zervixschleimqualität, gefolgt von drei Tagen mit schlechterer Schleimqualität.

Was bedeutet individuell beste Schleimqualität? Das ist die beste Schleimqualität, die du bisher im Zyklus beobachten konntest. In den allermeisten Fällen ist das S+. Manche Frauen beobachten jedoch nur das Symbol S.

Auswertung des Zervixschleims nach NFP-Regeln – Beispiel 1

Beispiel: Schleimhöhepunkt im Zyklus (markiert mit gelbem Hintergrund und rotem Rahmen)
Beispiel: Schleimhöhepunkt im Zyklus (markiert mit gelbem Hintergrund und rotem Rahmen)

Die obige Abbildung zeigt mehrere Tage mit S+, aber nur auf Zyklustag 15 folgen mindestens drei Tage mit schlechterer Schleimqualität.

Beispiel 2: Drei Tage in Folge müssen schlechter sein

Beispiel: Kein Schleimhöhepunkt an Zyklustag 10
Beispiel: Kein Schleimhöhepunkt an Zyklustag 10

Die obige Abbildung zeigt, dass zwar auch an Zyklustag 10 S+ gefunden wurde, allerdings folgen nur zwei Tage mit schlechterer Zervixschleimqualität. Zyklustag 10 ist daher kein Schleimhöhepunkt! Der korrekte Schleimhöhepunkt befindet sich an Zyklustag 15.

Beispiel 3: Mehrere potenzielle Schleimhöhepunkte

Zwei potenzielle Schleimhöhepunkte – Auswertung ohne Temperatur nicht möglich
Zwei potenzielle Schleimhöhepunkte – Auswertung ohne Temperatur nicht möglich

Hier sehen wir zwei potenzielle Schleimhöhepunkte und zwar an den Tagen 10 und 16. Auf beide Tage folgen jeweils drei Tage mit schlechterer Schleimqualität. Der Schleimhöhepunkt ist in diesem Fall nicht eindeutig. Zur eindeutigen Bestimmung des Schleimhöhepunktes muss daher die Temperatur ausgewertet werden.

Mit der Zervixschleimauswertung allein kannst du die unfruchtbare Phase nicht ermitteln. Dazu musst du auch die Temperatur auswerten.

Zwar gelten Tage mit S+ als besonders fruchtbar, der Umkehrschluss gilt allerdings nicht. Wenn du nur t oder ∅ beobachtest, bist du deswegen nicht unfruchtbar!