NFP und PCO-Syndrom

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The-cycle1992
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Re: NFP und PCO-Syndrom

Beitrag von The-cycle1992 »

Ja, PCOs wird leider viel zu oft fehldiagnostiziert.

Das liegt zum einen daran, dass die Kriterien, die dabei erfüllt sein müssen (die Rotterdam Kriterien gelten mittlerweile ohnehin als veraltet) sehr schwammig sind. Denn PCOs ist eine Ausschlussdiagnose. Auch andere Erkrankungen wie AGS, hypothalamischer Amenorrhö, Schildrüsenerkrankunge etc. können zu 1) unregelmäßigen/verlängerten Zyllen, 2) zu vielen männlichen Hormonen (entweder erkennbar anhand der Blutwerte oder in Form von Akne/Hirsutismus) und den 3) zu typischen Eibläschen führen. Eigentlich sollte das vorher getestet werden. Genauso sollte auf insulinresistenz getestet werden (ja, auch wenn man nicht übergewichtig und damir keine "typische" PCOs Patientin ist!) Viele Ärzte wissen das aber nicht.

Der zweite Grund dafür ist das Post-Pill-Syndrom. Es kann durchaus länger als 1 Jahr dauern, bis sich der Zyklus einpendelt, wenn man die Pille abgesetzt hat. Der Körper muss ja erst wieder lernen, die ganzen Hormone wieder selbst zu produzieren. Aber auch dabei kannst du ihn mit der richtigen Ernährung unterstützen. Kennst du Generation Pille? Das ist ein Pdocast, der sich fast ausschließlich mit dem Absetzen der Pille und den damit einhergehenden Folgen befasst. Eine der beidem gibt auch NFP Kurse und hat auch ein Buch zum Thema Pilleabsetzen geschrieben. Das könnte ganz interessant sein. Ansonste kann ich dir nur raten: Setze dich ruhig mit PCOs auseinander - und damit, was man in Sachen Ernährung und Co. dagegen tun kann. Denn - mit Ausnahme einer krassen Kohlenhydratreduktion - sind das alles Dinge, die einem funktionierenden Zyklus generell zuträglich sind - und von denen sogar vollkommen gesunde Menschen (auch Männer) profitieren können.

Die Naturheilkunde kennt 4 verschiedene PCOs -Typen. Ich mag den Begriff eigentlich nicht so, da ich es immer mit Globuli usw. in Verbindung bringe, aber es macht total Sinn. Die Frauenärzte kennen nur einen PCOs-Typ und wenn du nicht übergewichtig bist und keine IR hast, dann kommen gerne Sätze wie "sie sehen gar nicht aus wie die typische PCOs Frau. Die anderen Typen - neben der IR -sind PCOS aufgrund stiller Entzündungen, PCOs aufgrund von Stress (Nebenniereninduziert, dann ist nur ein bestimmtes Androgen, das DHEAS erhöht ,der Rest nicht) und eben das "Postpill-PCOs", was gar kein richtiges PCOS ist. Was Ernährung und Lebensstil angeht, gibt es aber einige Basics, die für jeden Typ empfehlenswert sind.
"beobachtend" im 12. Zyklus - #fightPCOS - 32 und aktuell noch kinder(wunsch)los glücklich :flower:
The-cycle1992
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Re: NFP und PCO-Syndrom

Beitrag von The-cycle1992 »

Ich weiß nicht mehr wie mein Zyklus vor der Pille war. Normal sagt man, dass Post Pill wahrscheinlich ist, wenn man davor kein PCOs hatte. Nur nehmen die meisten ja schon so früh die Pille, dass das schwer einzuschätzen ist. Und Zyklusunregelmäßigkeiten und Akne sind in der Pubertät ja auch nicht Ungewöhnliches. Unterleibsschmerzen hatte ich schon immer, ist auch in meiner Familie nichts Ungewöhnliches.

Ich habe die Pille mit Anfang 20 abgesetzt, weil ich sie nie zur Verhütung gebraucht habe - und sich weder meine Haut noch meine Unterleibsschmerzen mit der Pille wesentlich gebessert haben. Meine Tage hatte ich dann recht schnell wieder, eben immer im Abstand von 2 Monaten bis 70 Tagen. Meine damalige Frauenärztin hat mir dann damals PCOs diagnostiziert, was aber zum Glück keine krasse Pillenverfechterin. Sie meinte damals, sofern ich alle 12 Wochen blute, wäre das im Rahmen und sollte es länger dauern, kann man auch eine Blutung künstlich auslösen wegen Gebärmutterkrebs.

Ich bin dann aus eigenem Antrieb zum Endokrinologen und habe das alles durchchecken lassen
War sogar in einem spezielle Hormonzentrum. Dort wurde mir dann - wie eigentlich immer bei PCOs - die Pille bzw. Metformin empfohlen. Ich hatte aber schon damals das Gefühl, dass es das nicht sein kann und das deshalb abgelehnt. Schon damals habe ich festgestellt, dass mein Zyklus und meine Haut schlechter werden, wenn ich viel Süßes, Fettiges esse und viel Stress habe.

Vor gut einem Jahr (also 10 Jahre später) habe ich mich nochmal eingehend mit dem Thema beschäfigt und alles gelesen, was ich dazu finden konnte. Ich habe mir dann das Buch "Leben mit dem PCO Syndrom" von Julia Schultz geholt. Die ist mittlerweile fast schon der Pcos-Guru für den deutschsprachigen Raum, über ihre Inhalte stolpert man fast automatisch, wenn man nach Alternativen sucht. Sie hat eine ähnliche Geschichte wie ich - und viele andere Frauen mit dieser Diagnose. Ist ist und bleibt aber ein langer Prozess, weil es eben nicht DIE eine Lösung für alle gibt.

Aktuell baue ich alle Mahlzeiten nach dem Tellerprinzip zusammen: Hälfte Gemüse (möglichst bunt), eine hochwertige Eiweißquelle und eine Portien langkettige Kohlenhydrate, jeweils ein Viertel. Darüber hinaus habe ich meine individuelle KH- Toleranz ermittelt und versuche, meinen Blutzuckerspiegel so konstant wie möglich zu halten. Dazu verwende ich überwiegend hochwertige Fette sowie Leinsamen und diverse Omega 3-Quellen (Leinsamen) und Antioxidantien wie z.B. Kurkuma, trinke viel grünen Tee und Nananinztee (hat beides nachweislich eine antiandrogene Wirkung. Vermeiden tue ich alle schnellen Kohlenhydrate, Koffein (nicht optimal wenn man eh schon Hormonprobleme hat), Alkohol und natürlich Zucker. Also ich schließe es nicht komplett aus, aber versuche, es nicht in größeren Mengen zu konsumieren. Gleichzeitig habe ich begonnen, Vitamin D und Omega 3 zu supplementieren. Viele PCOs Frauen haben einen schweren Vitamin D Mangel (ich auch). Aber die Liste der Pflanzen und Supplemente, die bei pcos helfen können ist lang. Darüber hinaus achte ich aif ausreichend Schlaf und versuche, Stress zu reduzieren. Das ist es im Wesentlichen, aber ich probiere immer noch rum. Denn den "Heiligen Gral" habe ich bisher noch nicht gefunden.

Die ersten Zyklen war ich noch bei ca. 56 Tagen, dann sind sie kürzer geworden. Jetzt bin ich bei etwa 35-45 Tagen im Schnitt. Das ist nicht optimal, aber für mich ein großer Fortschritt. NFP habe ich erst in dieser Umbruchphase begonnen. Daher war mein erster Zyklus auch schon relativ "ruhig" (Die frage ist , was ruhig überhaupt ist), er war zumindest auswertbar (wie all meine 5 NFP Zyklen bis jetzt). Ich weiß also, dass da ein ES kommt, auch wenn es etwas länger dauert als bei gesunden Frauen.
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strasssenbahn
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Re: NFP und PCO-Syndrom

Beitrag von strasssenbahn »

The-cycle1992 hat geschrieben: Montag 10. Juli 2023, 15:46
Kennst du Generation Pille? Das ist ein Pdocast, der sich fast ausschließlich mit dem Absetzen der Pille und den damit einhergehenden Folgen befasst. Eine der beidem gibt auch NFP Kurse und hat auch ein Buch zum Thema Pilleabsetzen geschrieben. Das könnte ganz interessant sein. Ansonste kann ich dir nur raten: Setze dich ruhig mit PCOs auseinander - und damit, was man in Sachen Ernährung und Co. dagegen tun kann. Denn - mit Ausnahme einer krassen Kohlenhydratreduktion - sind das alles Dinge, die einem funktionierenden Zyklus generell zuträglich sind - und von denen sogar vollkommen gesunde Menschen (auch Männer) profitieren können.
Ja, ich hab schon öfter was von dem Namen Generation Pille gehört. Ich wollte schon länger was von denen angehört haben, aber habe es immer wieder vergessen. Danke für die Erinnerung :D
The-cycle1992 hat geschrieben: Montag 10. Juli 2023, 15:46 Die Frauenärzte kennen nur einen PCOs-Typ und wenn du nicht übergewichtig bist und keine IR hast, dann kommen gerne Sätze wie "sie sehen gar nicht aus wie die typische PCOs Frau. Die anderen Typen - neben der IR -sind PCOS aufgrund stiller Entzündungen, PCOs aufgrund von Stress (Nebenniereninduziert, dann ist nur ein bestimmtes Androgen, das DHEAS erhöht ,der Rest nicht) und eben das "Postpill-PCOs", was gar kein richtiges PCOS ist. Was Ernährung und Lebensstil angeht, gibt es aber einige Basics, die für jeden Typ empfehlenswert sind.
Ja genau das hatte meine Frauenärztin auch gesagt, also dass ich nicht wie eine typische PCO Patientin aussehe. Ich bin nämlich recht schlank und habe keine außergewöhnlich vermehrte Behaarung. Sie meinte zu mir, dass sich das alles aber wahrscheinlich noch entwickeln wird und ich vllt auch noch Diabetes bekommen könnte. Das hat mir ziemlich Angst gemacht :think: Aber bis jetzt hat sich soweit ich weiß nichts davon entwickelt. Ich habe vor zwei Tagen sogar meine Blutung bekommen! :D
strasssenbahn
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Re: NFP und PCO-Syndrom

Beitrag von strasssenbahn »

The-cycle1992 hat geschrieben: Montag 10. Juli 2023, 16:05
Ich bin dann aus eigenem Antrieb zum Endokrinologen und habe das alles durchchecken lassen
War sogar in einem spezielle Hormonzentrum. Dort wurde mir dann - wie eigentlich immer bei PCOs - die Pille bzw. Metformin empfohlen. Ich hatte aber schon damals das Gefühl, dass es das nicht sein kann und das deshalb abgelehnt.
Hat dir der Endokrinologe denn auch PCOs diagnostiziert?
The-cycle1992 hat geschrieben: Montag 10. Juli 2023, 16:05
Die ersten Zyklen war ich noch bei ca. 56 Tagen, dann sind sie kürzer geworden. Jetzt bin ich bei etwa 35-45 Tagen im Schnitt. Das ist nicht optimal, aber für mich ein großer Fortschritt.


Ich find das super. Das erste mal, dass ich die Pille abgesetzt hatte, hatte ich für fast ein Jahr keine Blutung. Irgendwie ist es jetzt komisch, dass ich jetzt direkt meine Periode nach Absetzen der Pille bekommen habe…
The-cycle1992
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Re: NFP und PCO-Syndrom

Beitrag von The-cycle1992 »

Ich kann dir auch wirklich den Kanal von Julia Schultz (bye by hormonstörung, hieß früher mal anders) sowie ihre Inhalte generell empfehlen. Sie fasst wirklich die gängigen Infos zu PCOs (und Hormongeschichten) im Allgemeinen sehr gut zusammen. Ich muss jedoch dazu sagen, dass sie schon sehr viel marketing betreibt (viele affiliate links und sie behauptet immer wieder, dass PCOs ja bei jeder Frau heilbar wäre und wenn es nicht hunderprontentig klappt, müsste man nur ihr Programm kaufen. Das nervt mich ein wenig. Dennoch ist der Podcast Top). Auch der Hormon Reset Podcast von Rabea Kies könnte interessant für dich sein (auch wenn sie sich für meinen Geschmack zu wenig auf wissenschaftliche Studien beruft.

Jaja, die typische PCOs-Patientin :roll: Ich habe mich eigentlich nie für Naturheilkunde interessiert (und glaube immer noch an nichts, was nichts wissenschaftlich fundiert ist), aber wenn du PCOs hast und weder übergewichtig bist noch einen KIWU hast und dich dann auch noch weigerst die Pille zu nehmen, bist du für die Ärzte gefühlt uninteressant. Ich habe manchmal sogar den Eindruck, die fühlen sich regelrecht provoziert, wenn man das nicht tut. :|
Da finde ich es nicht verwunderlich, dass ich auch nicht mehr viel auf deren Meinung gebe im Gegenzug. Ja, mir wurde von ALLEN Ärzten PCOs diagnostiziert, allerdings wurden bei mir auch wirklich sämtliche Sachen ausgeschlossen. Ich zweifel die Diagnose nicht an. Das heißt ja nicht, dass ich mit den Behanlungsmöglichkeiten zufrieden bin.

Sagen wir es mal so: Ich weiß jetzt ca. 10 Jahre, dass ich den Spaß habe und habe konstant einen BMI von unter 24 (bin jetzt nicht krass dünn, aber weit entfernt von Übergewicht). Ich habe noch nichtmal eine Insulinresistenz, die Vorstufe von Diabetes (ob man die entwickelt, hängt stark vom Lebensstil ab)! Folgt man nun brav dem Rat der Ärzte und nimmt die Pille aber lebt genauso weiter wie zuvor (denn die Pille macht ja alles gut :roll: ) wird es immer wahrscheinlicher, dass man eine IR - und später Diabetes - entwickelt. Hinzu kommt, dass die Pille das Risiko einer IR sogar erhöht! Allein vor diesem Hintergrund sollte mE jede Frau mal stutzig werden und zumindest mal nachfragen, warum die Pille denn nun DIE Lösung sein soll, um Langzeitfolgen von PCOs zu mindern.
Ich bin nicht gegen Ärzte im Allgemeinen - ganz im Gegenteil, aber ich sehe sie halt nicht als "Götter in Weiß" und in Bezug auf PCOs scheinen die oft eher ratlos und machen halt lieber irgendwas als zuzugeben, dass die Erkrankung total komplex ist und nichtmal die Symptome einheitlich sind.

Es haben "nur" 70% aller PCOs Frauen eine IR, das heißt, 30 % haben keine. Sowas kann sich noch entwickeln, muss aber nicht. Und die Ernährung spielt dabei eine ganz ganz zentrale Rolle. Es haben auch nicht alle PCOs-Frauen ausbleibende Eisprünge (ich habe mit Ausnahme der verlängerten Folikelphase eine 1a Zykluskurve). Trotzdem liest man immer wieder: PCOs sorgt dafür, dass der ES ausbleibt. PCOS macht unfruchtbar. Und das ganz oft auf der Website von Gynäkologen. :problem: deswegen kann ich die hei dem Thema mittlwrweile nicht mehr ernst nehmen. Oder ich bin ein medizinisches Wunder :-)
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