Kinderwunsch, oder doch nicht?

Erfahrungen, Umfragen

Moderatoren: Papiertigerin, -Susi-

Antworten
sophisticated
Beiträge: 10
Registriert: Mittwoch 3. August 2016, 15:48

Kinderwunsch, oder doch nicht?

Beitrag von sophisticated »

Hallo ihr Lieben,

ich muss mir was von der Seele reden, vielleicht kennt der ein oder andere es selbst.
(wenn es nicht in das Unterforum gehört, bitte verschieben oder Bescheid geben!)
Vorsicht, lang!

Seit ich denken kann, wollte ich immer Mama sein. Am liebsten sehr jung. In jeder schulischen Abfrage, welchen Job man später machen möchte, musste ich mich beherrschen, nicht „Mama“ aufzuschreiben. Meine Jobwahl habe ich ebenfalls hinblicklich auf späteres Mamasein getroffen. Familienfreundlichen Unternehmen, flexible Arbeitszeiten, etc.

Als ich mit 16 Jahren mit der Liebe meines Lebens zusammen gekommen bin, verstärkte sich der Kinderwunsch. Am liebsten wäre ich schon mit 18/19 Jahren schwanger geworden. Aber UNS waren die „Formalien“ ebenso wichtig. Wir wollten erst heiraten, also verschoben wir unseren Kinderwunsch. Anfang 2015 machte mein Mann meinem 21 Jahren altem Ich einen Antrag. 1,5 Jahre später, Ende 2016, heirateten wir und wollten eigentlich direkt mit dem Hibbeln loslegen. Allerdings entschieden wir uns für den Hausbau und gegen ein Kind. Die Doppelbelastung (Hausbau und Baby) war ich nicht bereit zu tragen und wieder schoben wir den Kinderwunsch auf. Hier schrieben wir dann Anfang 2017. Als es absehbar war, dass der Hausbau bald abgeschlossen ist, wollten wir es ENDLICH wagen. November 2017, ich jetzt 24 Jahre alt, fingen wir tatsächlich das Hibbeln an.

Jetzt kommen wir zum Dilemma. Ich bin schon seit 2015 hormonfrei unterwegs und hatte erst Anfang 2017 einen „regelmäßigen“ Zyklus (mit Ausreißer). Ich hatte die Hoffnung, dass es ziemlich direkt funktionieren könnte, da mein Körper die Pille bereits verarbeitet hatte, war aber trotzdem auf längeres Hibbeln gefasst - eigentlich.

Die nächsten vier Monate waren eine Katastrophe für mich. Wir setzten die Herzlein zum richtigen Zeitpunkt und dennoch wollte es nicht klappen. Seit November 2017 hatte ich nur 3 Zyklen die Chance Schwanger zu werden und der aktuelle, dritte Zyklus ist bisher eisprunglos und 60 Tage lang. Ich vermute unter anderem eine Gelbkörperschwäche. Auf so wenigen Chancen in einem „langen“ Zeitraum war ich NICHT gefasst, das hat mich aus der Bahn geworfen. (Und, wisst ihr… es fühlt sich an, als ob ich schon seit mindestens zwei Jahre hibbel – der KiWu besteht schon sooo lange…)

Ich war bei drei Frauenärzten, alle machen unter einem Jahr Hibbelzeit und unter 25 Jahren NICHTS. Ich WEIß aber, dass was nicht stimmt – nennt es weibliche Intuition.

Das im Stichgelassen werden, warten auf den ES und sehen der Periode am Hochlagentag 9 setzte mir sehr zu. Ich bin doch eine Frau und zudem seit 2015 hormonfrei?! Wieso macht mein Zyklus so faxen? Ich weiß, knapp 5 Monate warten ist keine wirkliche Zeit, aber ich fiel in ein Loch. Ich war so depressiv, da ich mir so sicher bin, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt und ich nicht ohne Unterstützung (nicht im Sinne von künstlicher Befruchtung!) schwanger werde. Aber Hilfe wird mir ja untersagt.

Ich war wirklich in einem schwarzen Loch gefangen und auch wenn ich zu keinem Arzt bin und es mir habe attestieren lassen, es war eine handfeste Depression. Viel auf der Arbeit gefehlt, tagelang nichts gegessen, innere Leere, sozialer Rückzug, vieles grundloses weinen, etc.

So konnte es nicht weitergehen. Mein Mann und ich haben vieeeel geredet in der Zeit und sind zum Schluss gekommen, dass wir den Kinderwunsch meiner Gesundheit zu liebe erst mal aufgeben. Neben dem Mamawerden, war ein eigener Hund, schon immer ein Traum von mir. Von alleine, ohne einen Lichtblick, ohne worauf ich meine Zukunft aufbauen kann, wäre ich nicht aus der Depression herausgekommen. Also beschlossen wir, einen Hund in unsere sehr kleine Familie aufzunehmen. Im August darf er zu uns ziehen.

Mit der neuen Aufgabe blühte ich wieder auf und mir geht es wirklich wieder richtig gut! Jetzt kommen wir aber zum nächsten Dilemma, wenn man es so nennen möchte.

Mein jahrelanger Kinderwunsch ist… verpufft… Ich MÖCHTE keine Kinder mehr. Wenn ich mir meine Zukunft vorstelle, dann sind mein Mann und ich alleine mit einem Hund auf Reisen und genießen unsere Zweisamkeit. Ein Kind hat in meiner jetzigen Vision keinen Platz mehr. Für mich überwiegt das PRO von Kinderlosigkeit, an Kindern finde ich momentan nur „negatives“ (was vielleicht auch daran liegt, dass meine 2,5 Jahre alte Nichte zieeeemlich anstrengend ist und ich an meiner Schwester sehen, WAS es bedeuted, Kinder zu haben?). Hier fiel mir auch auf, dass ich solche Vision schon länger hatte. Bereits vor dem Hibbeln habe ich mich an diese Vorstellung gewöhnt und Gefallen daran gefunden – mit einem Handwinken aber abgetan, denn ich wollte doch schon IMMER Kinder, oder etwa nicht?

Was mich daran verunsichert ist: Ist es nur ein Schutzmechanismus meiner Seele, es so zu sehen? Werde ich es ganz sicher nicht bereuen, keine Kinder zu bekommen? Ist diese Zweisamkeit wirklich MEINE Vision? Klar, das kann mir keiner von hier beantwortet. Aber darum geht es mir auch nicht.

Natürlich sind wir noch jung und müssen uns aktuell auf keine Zukunftsversion festlegen. Wenn wir die nächsten fünf Jahre ohne Kinder sein möchten, dann ist das so. Wenn wir später es doch versuchen wollen, dann versuchen wir es.

Ich musste es eigentlich nur mal niederschreiben und hoffe auf einen Erfahrungsaustausch. Geht/ging es jemandem so ähnlich? Wie habt ihr euch geeinigt? Wie sieht eure Zukunft aus?

Ich möchte euch auch darum bitten, eure Meinung vorsichtig zu formulieren und von Spekulationen abzusehen. Das Thema und meine Persönlichkeit sind so viel Komplexer als man auf einer A4 Seite beschreiben könnte und abgesehen davon sind Depressionen und ungewollte Kinderlosigkeit sehr sensible Themen.

Wer es bis hier hin gelesen hat: Danke fürs zulesen!
SouthernStar11
Beiträge: 2662
Registriert: Mittwoch 8. November 2017, 08:51

Re: Kinderwunsch, oder doch nicht?

Beitrag von SouthernStar11 »

Hallo, oh da hast du ja was hinter dir ! Ich finde du hast immer noch genug Zeit um ein Kind zu bekommen. Oh finde es sehr gut wie du das alles reflektierst. Ich kenne so viele Leute die einfach mal ein Kind bekommen weil die ja so süß sind und dann ganz entsetzt sind wie sehr sich das Leben ändert und wie viel Zeit , Geld und Nerven so ein Kind kostet .

Ich bin jetzt 31 wurde 2012 ungewollt schwanger in einer schlechten Lebenssituation. Ich habe meine Tochter bekommen. Wir zwei waren alleine . Ich wollte nie wieder ein Kind. Jetzt habe ich seit 2016 einen Freund und letztes Jahr habe ich gemerkt wie der Kinderwunsch kam. Wir haben es drauf ankommen lassen und ich wurde im Oktober schwanger und hatte eine Fehlgeburt. Mittlerweile haben wir uns verlobt und es gibt recht Biel Streitpunkte wegen dem Hibbeln. Mein Freund hätte am liebsten gleich weitergemacht ich möchte erstmal meine Punkte auf meiner to do Liste abarbeiten. Und manchmal denke ich genau wie du. Ein Kind ist schon so eine große Einschränkung wie soll das mit zwei werden ? Meine Tochter ist jetzt langsam aus dem gröbsten draußen und ich kann es wieder genießen arbeiten zu gehen . Ein zweites Kind würde alles völlig über den Haufen werfen. Im Gegensatz zu dir hab ich nicht mehr so viele Jahre um zu überlegen .

Ich würde erstmal sehen wie es mit dem Hund läuft und natürlich deine Gedanken ganz ehrlich kommunizieren. Vielleicht ist es momentan nur ein Schutz weil du Angst hast ob und wann es klappt ? Geh es entspannt an und schau was dein Leben noch bringt .

Liebe Grüße
36 Jahre jung mit 12/12🎀
Benutzeravatar
haydi
Beiträge: 1552
Registriert: Samstag 1. Juli 2017, 02:56

Re: Kinderwunsch, oder doch nicht?

Beitrag von haydi »

Dein Beitrag ist toll geschrieben wenn auch negativ behaftet durch deinen unerfüllten Kinderwunsch.

Nr1 war auch nicht geplant. Wollte dansch auch lange kein 2. Kind. In fast 3 Wochen ist ET.

Ich kann trotz Kind und bald 2 schon verstehen wenn Paare keine Kinder wollen. Meine Schwester will auch nicht und das ist auch ok so. Ihr Leben, ihre Entscheidung.

Vllt kommt dein Kinderwunsch ja wieder und wenn nicht dann genießt ihr das Leben mit Hund.

Gibt ja auch Paare die damit abschließen und auf einmal unverhofft schwanger werden.

Ich wünsche euch alles Gute ob mit Kind oder ohne!
Bild

❤L.M. 06.01.2013❤
❤M.E. 24.04.2018❤
Benutzeravatar
Kiyama
Beiträge: 148
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2016, 20:12

Re: Kinderwunsch, oder doch nicht?

Beitrag von Kiyama »

Ein sehr schöner Beitrag. Ich bin in keiner verleichbaren Situation, finde es aber gut, dass du dich erst mal um dich und deine Gesundheit kümmern möchtest. Genießt die Zeit zu zweit mit Hund. Vielleicht packt es euch irgendwann wieder, vielleicht auch nicht. KOmmt Zeit, kommt Rat. Alles Gute :flower:
Oktoberbaby 2017
Julibaby 2020
Antworten