niceredhead hat geschrieben:mich interessiert wie du in den ´90s auf die methode gekommen bist. lagen bei deinem gyn nur die blätter aus und du dachtest: toll, das mach ich jetzt. erzähl doch mal....
Damals hatten wir noch nicht so viele Informationsquellen zur Verfügung: Es gab kein Internet. Die einzigen Infoquellen waren die Mediziner, Fachbücher in der Stadtbücherei oder Erfahrungen von Frauen im Umfeld. Manchmal Presseartikel oder Fernsehsendungen - Zeitungsartikel waren nur verfügbar, wenn man die Zeitung kaufte, im TV gab's 3-5 Programme. Das nur zur Info für die jüngeren digital natives hier, für die google & Co. schon selbstverständlich sind - manchmal vergißt man, wie schnell sich die Informations-/Kommunikationsmöglichkeiten in den letzten 20 Jahren verändert haben.
Ich nahm also wie viele andere Frauen automatisch (weil vom Gyn verordnet) zur Verhütung die Pille - und hatte nach nur anderthalb Jahren mit massiven Nebenwirkungen zu kämpfen: neben Trockenekzemen der Haut, vaginalen Candida-albicans-Infektionen als Dauergast vor allem Bluthochdruck (160/110). Meine damalige Frauenärztin bezweifelte sehr, dass diese Nebenwirkungen mit der Pille in Zusammenhang stünden - zumal ich doch bereits eine niedrig dosierte Pille (microgynon 21) nahm. Ich war verunsichert...immerhin hatte ich vor der Pille einen eher zu niedrigen Blutdruck (120/70) gehabt. Ich las mir den Beipackzettel der Pille noch mal genau durch und begann an der Behauptung meiner Gyn zu zweifeln. Ich fragte sie, ob es nicht doch sinnvoller sei, die Pille abzusetzen? Sie wurde nachgerade wütend, sagte, das läge allein in meiner Verantwortung, und sei völliger Wahnsinn, wenn man wie ich definitiv keine Kinder wolle. Also blieb ich bei der Pille. Als der Bluthochdruck unverändert blieb, sagte sie, man müsse evtl. die Einnahme von Betablockern in Erwägung ziehen, ich solle einen Internisten aufsuchen. Wahnsinn, oder?
Als parallel der Pilz immer schlimmer wurde, ergriff ich schließlich die Flucht und wechselte zu einer damals neu angesiedelten, sehr jungen Ärztin. Sie behandelte den Pilz (der inzwischen trotz aller medizinischen Maßnahmen so heftig war, dass sie erschrocken sagte, sowas habe sie bisher nur im Lehrbuch gesehen) und sagte auf meine Frage ruhig, aber natürlich könne das eine Nebenwirkung der Pille sein - ebenso wie der Bluthochdruck. Sie sagte auch, da meine Pille ohnehin niedrig dosiert sei, sei es vermutlich wenig sinnvoll, das Präparat zu wechseln.
Viele Frauen vertragen die Pille sehr gut, bei Ihnen scheint sie eher alles durcheinander zu bringen, meinte sie. Man könne aber über alternative Verhütungsmethoden nachdenken. Wenn ich natürlich weiter bei der Pille bleiben wolle, würde sie aber mit mir andere Pillenvarianten durchtesten.
Was sind denn sichere Alternativen? wollte ich wissen.
Die symptothermale Methode + Kondome, sagte sie. Mit ihrer Hilfe erlernte ich dann nfp. Sie erklärte mir alles, gab mir Kurvenblätter und wertete nach den ersten Zyklen mit mir gemeinsam aus bzw. stand immer zur Verfügung, wenn ich Fragen zu rätselhaften Kurvenverläufen hatte. Das war 1994.
(Übrigens normalisierten sich sowohl der Bluthochdruck als auch mein Vaginalmilieu sehr schnell nach Absetzen der Pille. Nicht zuletzt das hat mich in meiner Entscheidung bestätigt, in Zukunft auf Hormone zu verzichten.)