NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

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The-cycle1992
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NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von The-cycle1992 »

Hallo, ich muss in letzter Zeit immer wieder feststellen, dass auf der einen Seite immer mehr Ärzte in Podcasts oder auf Youtube über NFP sprechen.

Gleichzeitig kommt aber immer irgendein "Aaaber".
- aber das ist nur etwas für Frauen mit regelmäßigem Zyklus
- aber man braucht schon einen sehr geregelten Lebensstil
- aber (mein Liebling): das ist nur was für Frauen, für die eine Schwangerschaft kein Drama wäre.

Mich verunsichern diese Aussagen enorm und es ist auch echt schwierig, z.B. dem Partner Infos an die Hand zu geben, wenn diese Stimmen immer so kritisch sind.
Gleichzeitig leuchtet mir das nicht ein: wenn man sich Anwender- und Methodensicherheit anschaut, schneidet NFP doch sogar besser ab als die Pille. Und warum ich einen regelmäßigen Zyklus brauche, erschließt sich mir nach wie vor nicht. Bei der Pille sagt doch auch keiner "also wenn Sie sehr diszipliniert sind, dann geht das, sonst besser nicht".

Mir fällt es sehr schwer mit dieser Unsicherheit umzugehen. Mich für etwas zu entscheiden, wovon mir meine Ärzte abraten. Ein Frauenarzt (gynäkologisch) spricht auch in einem Video mega positiv über NFP und vom hohen Pearl Index. Im nächsten Video heißt es dann " die natürlichen Methoden sind eher was für Mutige". Ich werde da einfach nicht schlau draus.
Ich habe eine Ärztin die laur Website auch über natürliche Verhütung informiert. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher dass sie sagen würde, dass das Ganze bei PCOs ja total unsicher ist.
Hat da irgendjemand Antworten drauf oder weiß, wie man mit dieser Diskrepanz umgeben kann? Und sollte ich wirklich von NFP Abstand nehmen, wenn ich nicht schwanger werden will? Ich habe z.B. dauernd Magendarmprobleme und bin sehr vergesslich. Eigentlich wäre die Pille doch dann kein sicheres Verhütungsmittel. Aber die wollen sie mir alle verschreiben.
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Krachbum
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Re: NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von Krachbum »

Meine Antwort: totale Ignoranz was solche Aussagen angeht, aufhören in den sozialen Medien nach vermeintlich wissenschaftlichen Informationen zu suchen, die da so modern und fancy an den Menschen gebracht werden, und der Wissenschaft vertrauen. Frauenärzte und -ärztinnen lernen erschreckend wenig über den Zyklus.
Meine Frauenärztin hat das übrigens gar nicht weiter kommentiert. Solche Ärzte gibt es zum Glück auch.

Die Studien geben dir alles Wissenswerte an die Hand. Vielleicht wäre das Buch "natürliche Familienplanung heute" etwas für dich und deinen Partner. Das Buch fasst sehr gut viele Studien zu den Themen Zyklus, wie genau und an Hand welcher Zeichen kann man den ES eingrenzen, Methodensicherheit etc. zusammen und ist eher etwas für Fans von Wissenschaft und Statistik.

Außerdem: alle Menschen, die (hetero-)Sex haben, sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Verhütung immer mit einer Unsicherheit behaftet ist, egal welches Verhütungsmittel gewählt wird.
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Silbervogel
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Re: NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von Silbervogel »

Ich würd auch sagen, dass du auf Youtube und Podcasts vielleicht nicht das findest, was du suchst. Das sind einfach Plattformen wo die Leute im Zweifel viel erzählen, wenn der Tag lang ist, und längt nicht alles wird differenziert genug dargestellt...

Ich kann das Buch "Natürliche Familienplanung mit Sensiplan" sehr empfehlen, das fand auch mein Partner sehr aufschlussreich. Und ansonsten die mynfp-Seite, die ist wirklich unfassbar informativ und umfassend.

Es ist natürlich auch was dran, dass man sowohl bei NFP als auch der Pille ne gewisse Disziplin an den Tag legen muss. Das ist bei Kondomen zwar nicht anders, aber es ist eben nicht so eine tägliche Beschäftigung mit der eigenen Fruchtbarkeit.

Ich glaube, was manche daran zweifeln lässt, ist, dass es wirkt wie eine "Black Box", in die man nicht von außen reinschauen kann, weil es (neben der Kenntnis des Regelwerks) zu 100% auf partnerschaftlichem Vertrauen und Ehrlichkeit beruht. Daher würde ich nicht sagen, dass es was für Mutige ist, sondern für Menschen in erwachsenen und aufrichtigen Beziehungen/Verhältnissen auf Augehöhe... Mich regen da Paare auf, bei denen die Frauen behaupten, mit NFP zu verhüten und dann "hups" sind sie plötzlich schwanger mit dem dritten Kind, das der Mann nicht wollte. (Original so erlebt in der Familie :crazy: )

Meine Ärztin habe ich übrigens über die Mynfp-Empfehlungsseite gefunden, vielleicht schaust du dich da mal um? Da musste ich gar nix erklären und sie weiß einfach bescheid.
https://www.mynfp.de/gyn
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The-cycle1992
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Re: NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von The-cycle1992 »

Ja, natürliche Familienplanung heute - davon habe ich echt schon viel gehört mittlerweile. Habe bisher zurückgeschreckt, weil der Preis schon echt üppig ist.
Mein Partner ist eigentlich recht aufgeschlossen und zum Glük eh nicht so der Ärzte-Fan, also er geht sehr selten und ungern zum Arzt. Habe ihn aber noch nicht dazu gekriegt, wirklicb mal etwas dazu zu lesen (weil ich es ja bis dato auch nur zur Zyklusbeobachtung gemacht habe).

Ich muss sagen dass ich aufgrund meiner Erkrankung (PCOs) ohnehin nicht meghr viel auf die Gyns gebe. Was die mir da alles schon erzählt haben. Ich hätte einen Progesteronmangel, ganz sicher. Weil mein Wert nach Tag 21 ja so niedrig war. Mittlerweile kann ich sagen, dass meine Lutealphase normal lang ist und ich keinerlei Schmierblutungen habe. Überhaupt wird man eh als verrückt abgestempelt, wenn man mit PCOs nicht die Pille nehmen will. Von Ernährung, Mikronährstoffen und Co. wollen die nichts hören. :roll:
Ich habe den Eindruck, dass das mit NFP ähnlich ist und die Ärzte da vielleicht auch nicht die besten Ansprechpartner sind.

Aber gerade so Aussage wie "ist nur etwas für Paare, für die eine Schwangerschaft kein Drama wäre" oder "man braucht einen regelmäßigen Zyklus" verunsichern mich oft.
Dabei ist ein Zyklus, wenn man NFP betreibt, eigentlich nicht wirklich "unregelmäßig". Die Länge der einzelnen Phasen variieren, aber der Ablauf ist bei mir immer derselbe, seit ich NFP betreibe ist mein Zyklus für mich total berechenbar.

Naja, wenn ich die Pille nehme, muss mein Partner mir doch auch vertrauen, oder? Er kann es ja nicht täglich kontrollieren.
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Krachbum
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Re: NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von Krachbum »

Die aktuelle Ausgabe ist teuer, das stimmt. Vielleicht wäre die vorletzte Auflage auch okay?
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Re: NFP und Ärzte - Wie damit umgehen?

Beitrag von Evi_98 »

Hallo The-cycle1992, ich verstehe dich da total gut. Tatsächlich trauen mein Partner und ich uns auch noch nicht, zu 100% auf NFP zu setzen, sondern verhüten zusätzlich mit einer Kupferkette - das aber eher aufgrund eines geradezu neurotischen Bedürfnisses nach Sicherheit, was die Verhütung im Moment noch angeht. Außerdem hatte ich so lange nach Absetzen der Pille Probleme mit meinem Zyklus, dass wir Ewigkeiten lang damit gar nicht hätten verhüten können, weil einfach keine Auswertung zustande kam, wir hätten uns also de facto aufs Kondom verlassen müssen, und das wollten wir nicht. Auch momentan gäbe es im Zyklus aufgrund meiner noch eher kurzen Hochlage nur ca. 5 Tage, an denen wir ohne Kondom Sex haben können, aber in der restlichen Zeit geht nur mit, und aufgrund verschiedener Dinge sind wir beide keine großen Fans von Sex mit Kondom.

Ich kann dir auch sehr das Buch "Natürliche Familienplanung heute" ans Herz legen. Du kannst ja auch mal unten beim Marktplatz-Unterforum schreiben, vielleicht will jemand ihr Exemplar günstiger verkaufen?

Was meinen Partner und mich dahingehend sehr beruhigt hat, war die Wissenschaftlichkeit, Transparenz und Logik der Methode. Wir sind beide Mediziner und halten offen gesagt nicht viel von Homöopathie und solchen Dingen (bitte niemand angegriffen fühlen, ist nur unsere Meinung für uns), erst recht nicht, wenn es um die Verhütung geht - so etwas wie Kalendermethode wäre also nie infrage gekommen. Aber NFP nach Sensiplan ist wissenschaftlich fundiert, wird von einer Arbeitsgruppe an der Uni Heidelberg seit Jahren erforscht und macht einfach biologisch Sinn - ganz abgesehen von den strengen Regeln zur Freigabe.

Außerdem habe ich selbst am eigenen Leib mitbekommen, wie zumindest an unserer Uni Gynäkologie gelehrt wurde. Ich habe ehrlich nicht so viel zu meckern, es ist schon okay, auf dem neuesten Stand usw usf, aber beim Thema Verhütung war ich schon erschrocken. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits die Pille abgesetzt und eine Kupferkette drin. Es gab genau ein Seminar zum Thema hormonfreie Verhütung, und die neuen Kupfer-Varianten wie Kupferkette oder Kupferperlenball wurden noch nicht einmal erwähnt. NFP nach Sensiplan meiner Erinnerung nach auch nicht. Wenigstens kam "symptothermale Methode" vor (ist ja nicht zu 100% das Gleiche), aber auch da natürlich der obligatorische Spruch, es sei unsicher usw. Und da die Facharztausbildung Gynäkologie größtenteils im Krankenhaus stattfindet, ist hormonfreie Verhütung auch da kein hochrelevantes Thema, bzw. eher etwas für die, die sich ohnehin schon dafür interessieren und sich selbstständig dahin fortbilden.

Ich bin selbst enttäuscht, wie da zum Teil der Wissensstand und auch das Interesse ist. Ich bin froh, selbst Medizinerin zu sein und mir inzwischen selbst eine Meinung bilden zu können. Und mein Partner sagt, wenn ich der Methode vertraue, vertraut er mir (wobei wir aber wie gesagt noch anderweitig verhüten). Enttäuschend fand ich in der Uni auch, dass nahezu bei allen Arten von Zyklusunregelmäßigkeiten als Therapie die Pille genannt wurde. Ich weiß selbst, dass es in einigen Fällen (z.B. Endometriose) eine valide Option ist, und will sie gar nicht verteufeln. Aber in so vielen anderen Fällen doch auch nicht. Es hat mich richtig wütend gemacht.
Mitte 20
Kupferkette (Gynefix) + NFP
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