"Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Erfahrungen, Umfragen
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D_
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von D_ »

JayDoe hat geschrieben: Und das mag jetzt aber total offtopic sein aber ich hab wahnsinnige Angst vor dem Sterben. Ich kenne Todesangst, durchlebe sie bisweilen bis heute.
Jetzt verstehe ich Deine Frage besser.

Weißt Du, woher das kommt - warst Du in lebensbedrohlichen Situationen?

Mir sind schon einige Menschen gestorben, als ich ein Kind war, meine Großeltern, als ich Mitte 20 bzw. Mitte 30 war, meine Eltern, letztes Jahr mein Schwager und auch Freunde. Für manche war es eine Erlösung und in den Fällen hatte der Tod sogar etwas tröstliches.

Meine eigene Haltung drückt das Gedicht von Brecht gut aus:

Als ich in weißem Krankenzimmer der Charité
Aufwachte gegen Morgen zu
Und die Amsel hörte, wußte ich
Es besser. Schon seit geraumer Zeit
Hatte ich keine Todesfurcht mehr. Da ja nichts
Mir je fehlen kann, vorausgesetzt
Ich selber fehle. Jetzt
Gelang es mir, mich zu freuen
Alles Amselgesanges nach mir auch.
D_ hat über 25 Jahre durchgehend erfolgreich mit nfp verhütet :thumbup:
spooky
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von spooky »

:wave: Ich schleich mich hier mal rein. EIGENTLICH gehöre ich auch zu den "Hardcore-Verhüterinnen" - mein Mann und ich möchten beide keine Kinder haben, aber wir sind uns auch im Klaren, dass sich so eine Einstellung durchaus im Laufe der Zeit mal ändern kann. Sei es weil sich Umstände ändern, oder weil die Hormone plötzlich "austicken" :mrgreen: wer weiß was noch alles kommt.

Allerdings hab ich auch wirklich Angst davor, dass ich mich irgendwann doch mal umentscheide (oder er) - im letzten Jahr hatte ich einige solche "Anfälle" wo ich darüber nachgedacht hab, ob das kinderlose Dasein das Richtige ist :roll: Aber ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich viel zu egoistisch bin, um mich dauerhaft um so ein hilfsbedürftiges kleines Ding zu kümmern. Die Kinder von unseren Freunden liebe ich über alles, und komme auch mehrere Tage mit ihnen aus - alles kein Problem. Auch bei meinen kleinen Geschwistern geht es mir so, da hat man Gefühle und Sorgen die man sich kaum vorstellen kann. Wie soll das nur werden, wenn es dann die eigenen Kinder wären?! :shock:

Auch hätte ich Angst, dass wir nur noch Eltern sind, nicht mehr das Paar, oder auch negative Veränderungen am Körper :shifty: Das will ich nicht.

Dafür bin ich einfach nicht bereit... wie gesagt, ich liebe die Kinder in meinem Umfeld, aber ich bin froh, wenn ich sie wieder abgeben kann. Fremde Kinder mag ich überhaupt nicht, die finde ich meistens sogar ziemlich hässlich und doof (sorry, klingt ein bisschen gemein :oops: ).

Hinterlassen muss ich auf dieser Welt auch nichts, mein Name ist mir auch nicht so wichtig. Der einzige Grund mich doch noch für eigene Kinder zu entscheiden wäre, die Liebe die mir meine Eltern immer entgegengebracht haben weiterzugeben an ein Wesen, dem WIR das Leben geschenkt haben, ein schönes Leben zu ermöglichen soweit das möglich ist. Aber das hat schon eher ideellen Charakter :angel: Weiß nicht ob meine Hormone irgendwann dafür reichen :mrgreen:
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-V-
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von -V- »

spooky hat geschrieben: Allerdings hab ich auch wirklich Angst davor, dass ich mich irgendwann doch mal umentscheide (oder er) - im letzten Jahr hatte ich einige solche "Anfälle" wo ich darüber nachgedacht hab, ob das kinderlose Dasein das Richtige ist :roll: Aber ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich viel zu egoistisch bin, um mich dauerhaft um so ein hilfsbedürftiges kleines Ding zu kümmern. Die Kinder von unseren Freunden liebe ich über alles, und komme auch mehrere Tage mit ihnen aus - alles kein Problem. Auch bei meinen kleinen Geschwistern geht es mir so, da hat man Gefühle und Sorgen die man sich kaum vorstellen kann. Wie soll das nur werden, wenn es dann die eigenen Kinder wären?! :shock:
Ich glaube eine Entscheidung für Kinder ist keine Entscheidung, die man auf "rationaler" Ebene trifft, sondern eine die auf "emotionaler" Ebene getroffen wird. Ich glaube man tut sich schwer, "gute" Argumente für ein Kind zu finden . Meistens fällt die Entscheidung wohl, weil man irgendwie "Sehnsucht"(?) nach einem Kind hat, und diesen Wunsch erfüllen will. Dann vergisst man die negativen Seiten anscheinend.
Interessanterweise kann man für die Entscheidung für und die Entscheidung gegen Kinder "egoistische" Gründe finden: "Stresst mich zu sehr, zu teuer, zu viel Verantwortung" vs "Ich will mich durch Kinder glücklich machen und mein Leben bereichern."

Genug verqueere Philosophiererei von meiner Seite :mrgreen:.
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Anna.Nym
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von Anna.Nym »

HAllo.
Ja, hm. Ich war in vielen Lebensbedrohlichen Situationen.
Ich hatte kein leichtes Leben bis ich ca 30 war.
Dadurch habe ich eben aber auch einige psychische Knackse wegbekommen und darunter eben auch eine Ansgterkrankung mit Panikattacken.

Etwas zu hinterlassen.
Naja Mein Mann ist älter als ich. Ich habe oft Angst davor, dass er vor mir "gehen" muss.
Und wenn ich dann gehe bleibt außer vielleicht eine Freundin in meinem Alter - keiner mehr, der sich darum schert ob ich weg bin oder nicht.
Mein Leben ist recht beschränkt und begrenzt.
Und es macht mich manchmal ein bisschen traurig, dass es (im oben genannten fall) niemanden kümmert, ob ich auf dieser Welt wandelte oder nicht.

Ich verstehe das alles. Auch kenne ich den Tod als erlösung nach Krankheit. Wobei mir dann das Leid deutlich mehr ANgst macht als der Tod selbst.
Ich verstehe auch, dass mich das dann alles nicht mehr kümmert, wenn es einmal so weit ist.


@ V- Ja es gibt viele egoistische Gründe für und gegen Kinder. Wobei ich die egoistischen Gründe FÜR Kinder deutlich schlimmer finde. Denn da wird dann zumeist die nächst psychisch Kranke Generation herangezüchtet.
Denn da leiden kleine Wesen unter den eoistischen Gründen der Eltern.
Wie "Mein Kind soll mich glücklich machen". Das ist verdammt viel Verantwortung für so ein kleines Lebewesen.
-V-
Beiträge: 6433
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von -V- »

Gibt es nicht-egoistische Gründe für Kinder?
Irgendwas weitergeben oder auf der Welt hinterlassen wollen finde ich für mich auch nicht "überzeugend" als Grund.
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- E -
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Registriert: Dienstag 27. September 2011, 19:59

Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von - E - »

Ich finde ganz unabhängig vom Kinderwunsch, gibt es keine Selbstlosigkeit. Alles was der Mensch mach, tut er aus Egoismus. Ich glaube, dass Menschen beispielsweise aus egoistischen Gründen spenden, egal was. Danach hat man nämlich das Gefühl etwas gutes getan zu haben. Oder auch bei Eltern-Kind-Beziehungen. Das ist das häufigste Beispiel was ich genannt bekomme, wo Selbstlosigkeit existieren würde. Nämlich, dann wenn Eltern unter allen Umständen versuchen ihr Kind zu beschützen. Meiner Meinung nach auch, weil der Verlust oder auch eine Verletzung des Kindes zu schmerzhaft für Eltern ist. Sie wollen einfach, dass es dem Kind gut geht, damit es auch ihnen selbst gut geht und man sich nicht Sorgen muss.
Egal welches Beispiel ich mir überlegt oder genannt bekommen habe, immer waren egoistische Gründe für ein bestimmtes Handeln vorhanden. Vllt kann jemand von euch mich ja noch mit einem Beispiel umstimmen.
-_-
Silberling
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von Silberling »

Ich würde auch gerne einige philosophische Gedanken beitragen...ich bin auch überzeugt davon, dass jedes Handeln in gewisser Weise von egoistischen Motiven geprägt ist. Das ist das Mensch-Sein an sich, und das ist nichts Verwerfliches, sondern etwas ganz normales, was dem Menschen eigen ist.
Für mich persönlich ist Vieles vom spirituellen Gedanken geprägt. Das heißt ich glaube dass wir hier alle Lernende sind, wir lernen voneinander. Wir kommen, so bin ich für mich überzeugt, bereits mit Prägungen und Erfahrungen auf die Welt und haben bestimmte Aufgaben. Das heißt, mein Kind, das ich im Mai hoffentlich auf die Welt bringen darf, wird auch mit bestimmten Aufgaben und Aufträgen kommen. Nicht mein Mann und ich werden ihm alles Mögliche beibringen, sondern wir möchten uns öffnen für alle das, was unser Kind auch uns Lehrern und zeigen wird. Ich sehe es als eine zusätzliche, breitere Spur in meinem Leben. Ich habe mich immer auch ohne Kind vollständig und glücklich gefühlt, ich "brauche" es nicht als Erfüllung und auch nicht, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Aber ich freue mich auf all die neuen Erfahrungen, Erkenntnisse, die wir dann gemeinsam machen dürfen, darauf, gemeinsam mit einem zusätzlichen Begleiter durchs Leben zu gehen. Und ich weiß, dass da nicht nur gute Zeiten sein werden, aber das gehört zum Lernen und Erfahren dazu. Dinge zu erkennen, zu spüren, von denen ich überzeugt bin, dass sie vollkommen neu sein werden. Wenn wir kinderlos geblieben wären, hätten wir es auch als Solches nicht nur akzeptiert, sondern einen tieferen Sinn darin gesehen. Und nun, wo sich eines angekündigt hat, im "zarten" Alter von 41 Jahren, ist es in unserem Leben herzlich Willkommen und für mich Teil unseres gemeinsamen Lebensplanes.

Sorry, vielleicht ist das alles total strange und für manche sehr seltsam, aber meine tiefe Überzeugung, die mir auch viele Ängste nimmt.

EDIT: wir haben übrigens auch zwei Katzen, die unsere treuen Begleiter sind und nie Kinderersatz waren. Sie werden ihren Platz behalten und auch sie haben mir schon vieles beigebracht, wofür ich dankbar bin.
Seit 14.04.2015 mit unserer kleinen Clara!
MaggieBart
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von MaggieBart »

-_- hat geschrieben:Oder auch bei Eltern-Kind-Beziehungen. Das ist das häufigste Beispiel was ich genannt bekomme, wo Selbstlosigkeit existieren würde. Nämlich, dann wenn Eltern unter allen Umständen versuchen ihr Kind zu beschützen. Meiner Meinung nach auch, weil der Verlust oder auch eine Verletzung des Kindes zu schmerzhaft für Eltern ist. Sie wollen einfach, dass es dem Kind gut geht, damit es auch ihnen selbst gut geht und man sich nicht Sorgen muss.
Und das liegt, denke ich, daran, dass der Mensch seine Gene beschützen will.
Das ist im Tierreich ja ganz genauso. Die Jungtiere werden beschützt bis sie flügge sind.
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iSprung
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von iSprung »

D:

Da habe ich mir den Faden vor zwei Tagen mal vorgemerkt und jetzt umfasst er schon acht Seiten...
Ich melde mich hier auch mal - wobei ich gar nicht sicher weiß, ob das so passt - irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich noch zum jüngeren Teil der Nutzerinnen (20) zähle und dementsprechend keine wirkliche Wahlfreiheit bzgl. eines Kinderwunsches habe in meiner jetzigen Situation... o_O
Gerade heute wieder auf der Couch gesessen, eine Pampers-Werbung gesehen und "eww" gedacht. Naja.

Aber interessante Themen, die hier schon angerissen wurden.
Beim Thema Kinderwunsch frage ich mich oft, wie sehr sich die betreffenden Leute dann selbst über ein Kind verwirklichen wollen, solche Gedankengänge finde ich dann immer ziemlich gruselig (so im schlimmsten Fall Ecke narzisstische Erweiterung seines Selbsts) - auch wenn mir irgendwo klar ist, dass das lange nicht bei jedem Menschen der Fall sein muss. In der Mittelstufe wurden wir mal im Unterricht gefragt, wer von uns später Mutter sein möchte (Mädchenschule) und ich habe mich dann ernsthaft gefragt, wie man mit vierzehn/fünfzehn schon wissen will, dass man irgendwann mit Mann und Kindern in einem Haus leben will... Bis jetzt hat sich der Wunsch zumindest nicht eingestellt bei mir und ich hoffe, er kommt auch nicht, bin anders verplant. :'D
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D_
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Re: "Hardcore"-Verhüterinnen unter sich

Beitrag von D_ »

iSprung hat geschrieben: Ich melde mich hier auch mal - wobei ich gar nicht sicher weiß, ob das so passt - irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich noch zum jüngeren Teil der Nutzerinnen (20) zähle und dementsprechend keine wirkliche Wahlfreiheit bzgl. eines Kinderwunsches habe in meiner jetzigen Situation... o_O
Huch, wieso nicht? Manche wissen's eben früh?

Nervig ist nur, dass einem nicht geglaubt wird, wenn man noch jung ist. So richtig glaubhaft werde ich für manche Zeitgenossen wahrscheinlich auch erst jenseits der 50 (und dann kommt wahrscheinlich das Argument, dass ich nicht zugeben kann zu bereuen, nie Kinder gehabt zu haben :crazy:)

Meiner Erfahrung nach ist der Kinderwunsch oder Kindernichtwunsch so elementar und so irrational, dass man sich darüber nicht verständigen kann und alle "rationalen" Argumente beim Gegenüber Unverständnis hervorrufen müssen. Ich sage deshalb einfach, dass ich nie Kinder wollte. Punkt. Dafür müsse es doch Gründe geben? Nein, gibt es nicht, ich wollte einfach keine. Bei allen anderen Aussagen hebelt das Gegenüber, je nachdem, für wie "normal" er oder sie den Wunsch nach Kind & Familie hält, ohnehin nur daran herum :roll:
D_ hat über 25 Jahre durchgehend erfolgreich mit nfp verhütet :thumbup:
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