Unregelmäßiger Zyklus – Wann ein Zyklus wirklich unregelmäßig ist
Wann ein Zyklus als unregelmäßig gilt, was normal ist, was man gegen unregelmäßige Zyklen tun kann
Zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2023
Viele Menschen glauben, dass ein natürlicher Zyklus nur dann regelmäßig ist, wenn er 28 Tage lang ist, plus/minus 1–2 Tage. Geringe Abweichungen werden bereits als unregelmäßig empfunden und entsprechend sind die Sorgen groß, wenn die Periode mal wieder auf sich warten lässt. Die Sorgen sind jedoch fast immer unnötig.
Wenn es nur eine Sache gibt, die jeder Mensch über den weiblichen Zyklus wissen sollte, dann das:
Nur 3,3 % aller Frauen haben Bilderbuchzyklen, die aufs Jahr gesehen nur um maximal 3 Tage schwanken. Bei 58 % aller Frauen schwanken Zyklen um 8 Tage oder mehr.
Du bist die Ausnahme, wenn deine Zyklen nur sehr wenig schwanken!
Inhalt dieses Artikels
Was ist ein unregelmäßiger Zyklus?

Was ein regelmäßiger Zyklus ist und wann er unregelmäßig wird kann man auf zwei Arten betrachten:
- Im Vergleich zu den eigenen früheren Zyklen: „Wie lang ist dieser Zyklus verglichen mit dem vorherigen?“
- In Bezug auf alle anderen Frauen: „Wie sehr schwankt die Zykluslänge bei mir im Vergleich zu anderen Frauen?“
Was denkst du: Wenn ein Zyklus 26 Tage dauert und der nächste 33, ist er dann schon unregelmäßig?
Was ist, wenn deine Zyklen fast gar nicht schwanken, aber immer 39-41 Tage lang sind?
Die normale Zykluslänge
Gynäkologen haben bei einer Studie mit gesunden Frauen zwischen 19 und 45 Jahren 9.846 Zyklen ausgewertet und festgestellt, dass nur 13 % der Frauen einen 28-Tage-Zyklus haben. Etwa die Hälfte der Zyklen waren länger als 28 Tage und jeder zehnte Zyklus war sogar kürzer als 25 Tage.
Der perfekte Zyklus, 28 Tage lang?
Im Diagramm ist deutlich erkennbar, dass eine Zykluslänge von 27 Tagen am häufigsten vorkommt. Geht man davon aus, dass der Idealzyklus das ist, was am häufigsten auftritt, hat der „perfekte Zyklus“ eine Länge von 27 Tagen und nicht von 28. Oft wird jedoch vom „regelmäßigen 28-Tage-Zyklus“ oder vom „perfekten 28-Tage-Zyklus“ gesprochen und es stellt sich die Frage, wie sich diese Zahl eingebürgert hat. Vielleicht wegen des künstlichen 28-Tage-Zyklus der Pille? Oder einem falsch verstandenem „Mondphasenzyklus“?
Normale Schwankungen der Zykluslänge
Das folgende Diagramm zeigt, wie sehr die Zyklen in der Länge schwanken. Die Zyklen von 210 Frauen wurden über ein Jahr beobachtet:
Nur 3,3 % der Frauen haben Zykluslängen, die lediglich um bis zu 3 Tage schwanken. Bei 58 % der Frauen schwanken die Zykluslängen innerhalb eines Jahres um mehr als 7 Tage.
Zur Veranschaulichung: Eine Frau kann einen Zyklus mit der Länge von 24 Tagen haben und im gleichen Jahr einen Zyklus mit 32 Tagen. Dies ist gilt als regelmäßig! Die Gynäkologen, die diese Studien durchgeführt haben, sind daher zu dem Schluss gekommen:
Zykluslängen zwischen 23 und 35 Tagen gelten unter medizinischen Gesichtspunkten als normal.Natürliche Familienplanung Heute, Springer Verlag, 4. Auflage, S. 129
Der Grund für die Vorstellung vom Bilderbuchzyklus
Das Sonderbare ist, dass sich Zyklusschwankungen oft nicht normal anfühlen. Der Grund dafür ist, dass der Einnahmerhythmus der Pille unser Bild vom regelmäßigen 28-Tage-Zyklus zementiert.
Die meisten Frauen nehmen viele Jahre lang die Pille nehmen und haben die Vorstellung, dass die Pille den Zyklus regelmäßig macht. So wird es häufig auch vom Frauenarzt erklärt. Fast so, als würde die Pille den natürlichen Prozess lediglich ganz sanft unterstützen, eine harmlose regulierende Maßnahme, ihm gewissermaßen ein paar Stützräder anmontieren, damit der Zyklus es ein bisschen leichter beim Fahren hat. In Wirklichkeit wird der Zyklus aber nicht mit Stützrädern ausgestattet, sondern landet in der Schrottpresse.
Was bleibt, ist ein nahezu willkürlich gewählter Einnahmerhythmus von 28 Tagen für einen künstlichen Zyklus, der mit einem echten Zyklus nicht mehr viel gemeinsam hat, sich aber natürlich anfühlen soll.
Bei einem unregelmäßigen Zyklus rückt der Eisprung nach hinten
Der weibliche Zyklus hat zwei Phasen: Die Follikelphase ist die Zeit von der Menstruation bis zum Eisprung. Die Lutealphase ist die Phase nach dem Eisprung bis zum Beginn der nächsten Menstruation.

Die Lutealphase kann hormonell bedingt nicht länger als 18 Tage dauern und ist meistens 10–16 Tage lang. Wenn ein Zyklus nun unregelmäßig ist, dann verlängert sich immer die Follikelphase und der Eisprung wandert nach hinten. Mehr dazu:

Zykluswissen
Wie lang ist die 2. Zyklushälfte?
Zyklusschwankungen treten fast immer in der ersten Zyklushälfte auf. Die zweite Zyklushälfte hat eine nahezu feste Länge
Fragen rund um unregelmäßige Zyklen
Verlängerte Zyklen, was tun?
Es gibt auch den Fall, dass eine Frau zwar 45-Tage-Zyklen hat, diese aber in der Länge kaum schwanken. Im Vergleich zu anderen Frauen würde man ihre Zyklen als unregelmäßig bezeichnen, im Vergleich zu den eigenen Zyklen jedoch als regelmäßig.
Verlängerte Zyklen sind an für sich kein Problem. Die Frage ist vielmehr: Sind lange Zyklen für einen selbst ein Problem? Um bei dem 45-Tage Beispiel zu bleiben:
- Eine Frau mit Kinderwunsch hat nun lediglich alle 45 Tage die Chance, schwanger zu werden. Im Gegensatz dazu hat eine Frau mit 27-Tage-Zyklus fast doppelt so viele Eisprünge pro Jahr.
- Bei der Erkennung der unfruchtbaren Phase nimmt der prozentuale Anteil der bestimmbaren unfruchtbaren Tage ab. Mit der symptothermalen Methode kann man etwa 13–18 unfruchtbare Tage pro Zyklus feststellen, egal wie lang der Zyklus ist. Bei einem 29-Tage-Zyklus macht das über 50 % aus, bei einem 45-Tage-Zyklus sind es unter 40 %.
Solange sich keine Zysten bilden, haben verlängerte Zyklen keine Bedeutung.
Gehe mit verlängerten Zyklen regelmäßig zur Kontrolle zum Frauenarzt, lass dir aber nicht einreden, dass verlängerte Zyklen ein Problem darstellen. Mehr dazu weiter unten bei der Frage: Kann man trotz unregelmäßiger Zyklen schwanger werden?
In welchen Lebensphasen ist ein unregelmäßiger Zyklus normal?
Das Alter beeinflusst den Zyklus einer Frau maßgeblich. Bei Jugendlichen sind Zyklusschwankungen in den ersten Jahren nach dem ersten Auftreten der Periode (Menarche) normal.
- Typisch sind unregelmäßige Zyklen mit einer verlängerten Follikelphase (Phase vor dem Eisprung) und einer verkürzten Lutealphase (Phase nach dem Eisprung)
- Hinzu kommen gehäuft Zyklen ohne Eisprung (anovulatorische Zyklen)
Mit der Zeit stabilisieren sich die Zyklen, wobei diese Phase bis zum 25. Lebensjahr anhalten kann. Eine 20-Jährige muss also noch keine regelmäßigen Zyklen haben, auch wenn das häufig angenommen und als „Gegenmittel“ sehr schnell die Pille verschrieben wird. Generell gilt: Eine junge Frau sollte ihrem Körper die Zeit lassen, damit sich ein regelmäßiger Zyklus entwickeln kann.
Während die Zyklen der 30- bis 39-Jährigen am stabilsten sind, nehmen die Zyklusstörungen ab dem 45. Lebensjahr wieder zu.
Weitere Lebensphasen, in denen ein unregelmäßiger Zyklus gehäuft auftritt, sind:
- Nach einer Schwangerschaft: Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft ist immens. Viele Frauen spüren das an den unterschiedlichen Symptomen wie z. B. Übelkeit und Hungerattacken. Nach der Schwangerschaft ist es nicht anders. Der Körper muss sich wieder an den neuen „nicht-schwangeren“ Zustand gewöhnen und ein unregelmäßiger Zyklus gehört dazu.
- In der Stillzeit ist das Prolaktin erhöht. Dieses Hormon behindert ein in Gang kommen des Zyklus nach der Schwangerschaft. Ein ausbleibender oder unregelmäßiger Zyklus ist in dieser Zeit ganz normal.
- Nach einer Fehlgeburt: Auch bei einer Fehlgeburt lag eine Schwangerschaft vor, daher gilt hier das gleiche wie nach einer Schwangerschaft.
- Nach dem Absetzen von hormonellen Verhütungsmitteln (z. B. Pille, Hormonspirale, Implanon, Nuvaring): Durch die Hormone wird der Zyklus unterdrückt. Eine Frau, die die Pille nimmt, hat keinen Zyklus. Daher kann es bis zu 12 Monate dauern, bis sich wieder ein regelmäßiger Zyklus einstellt. Siehe dazu: die symptothermale Methode Post-Pill anwenden
Wodurch kann ein unregelmäßiger Zyklus hervorgerufen werden?
Man unterscheidet zwischen temporären Einflüssen und länger andauernden Störungen.
Zu den temporären Einflüssen sind Reisen mit der damit einhergehenden Zeitverschiebung und Klimaveränderung, Diäten, Krankheiten und Stress zu zählen.
Länger andauernde Störungen werden häufig von pathologischen Zuständen der endokrinen Drüsen verursacht, darunter ist zum Beispiel eine Schilddrüsenfunktionsstörung zu zählen.
Dabei ist aber die individuelle Unterscheidung wichtig. Während manche Frauen sehr empfindlich auf Einflüsse reagieren, haben andere stets einen regelmäßigen Zyklus, egal was in ihrem Leben passiert.
Zyklusstörungen stellen erst dann ein Krankheitsanzeichen dar, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhalten.Natürliche Familienplanung Heute, Springer Verlag, 4. Auflage, S. 136
Das Alter der Frau sollte dabei natürlich – wie im vorherigen Abschnitt erläutert – mit einbezogen werden.
Unregelmäßiger Zyklus als Hinweis auf gesundheitliche Probleme
Mit Hilfe der symptothermalen Methode kann bis zu einem gewissen Grad Zyklusdiagnostik betrieben werden.
- Eine Temperaturhochlage von weniger als 10 Tagen ist ein Hinweis auf einen geringen Progesteronspiegel. Damit kann die Diagnose einer Lutealinsuffizienz (Gelbkörperschwäche) unterstützt werden.
- Verweilt die Temperatur länger in der Tieflage, kann dies ein Hinweis auf eine Follikelreifungsstörung sein.
- Ein anovulatorischer Zyklus (Zyklus ohne Eisprung) kann ebenfalls durch die Temperaturkurve erkannt werden. Dies ist nämlich der Fall, wenn es keinen Temperaturanstieg in der Kurve gibt, sondern die Temperatur immer im gleichen Bereich bleibt.
Auch der anovulatorische Zyklus muss im Kontext gesehen werden. In jungen Jahren und bei vereinzeltem Auftreten sollte kein Grund zur Sorge bestehen. Nach Absetzen der Pille kommt es in 10 % der Fälle zu einem anovulatorischen Zyklus.
Kann man trotz unregelmäßiger Zyklen schwanger werden?
Wenn du dir ein Kind wünschst, muss ein unregelmäßiger Zyklus kein Hindernis sein. Viele Frauen werden trotzdem schnell schwanger. Ein unregelmäßiger Zyklus könnte die Zeit bis zur Erfüllung des Kinderwunsches jedoch verlängern.
Sind deine Zyklen stark verlängert, beispielsweise 100 Tage lang, wirst du pro Jahr entsprechend weniger Eisprünge haben. Die Chance auf eine Befruchtung liegt im 1. Übungs-Zyklus bei rund 20–30 % und steigt, je länger du „übst“. Es kann gut sein, dass dein Kinderwunsch sofort in Erfüllung geht. Es könnte aber auch sein, dass du länger warten musst als andere Frauen, weil es oft einige Zyklen dauert, bis es klappt.
Empfehlenswert ist es daher, den Zyklus gezielt zu beobachten, um die besonders fruchtbaren Tage zu erkennen. Damit unternimmst du aktiv etwas und steigerst die Chancen, schwanger zu werden.
Wenn du besonders kurze Zyklen hast, könntest du unter einer Gelbkörperschwäche leiden. Eine Gelbkörperschwäche kann dazu führen, dass die Eizelle nicht richtig einnistet oder nach der Einnistung wieder abgeht.
Zusammenfassung zur Zykluslänge
- Nur weil die Zykluslänge schwankt, heißt das noch lange nicht, dass du einen unregelmäßigen Zyklus hast.
- Wenn du unregelmäßige Zyklen hast, bedeutet das nicht, dass das ein Problem ist.
- Unregelmäßige Zyklen nach Absetzen der Pille sind relativ normal und lösen sich von selbst.
- Man kann auch bei unregelmäßigen Zyklen schwanger werden.
Quelle für medizinische Grundlagen in diesem Artikel: Natürliche Familienplanung Heute, Springer Verlag, 4. Auflage, Kapitel 9
Titelbild: Anastasiia Lavrentev